Lesedauer: 1 Minute

Die Herausforderungen für Nutzfahrzeughersteller gestalten sich zunehmend schwieriger: Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen steigt und dem wachsenden Energiebedarf stehen nur begrenzt fossile Energieressourcen gegenüber. Die Kosten für Kraftstoff schnellen in die Höhe und die Reduktion von Schadstoffemissionen hat weltweit höchste Priorität. Aktuell wird dies aufgrund der Abgasskandale der Automobilhersteller auch medial stark diskutiert. Speditionen und Hersteller müssen mit starken Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen rechnen. Die Verschärfung der Umweltzonen und das Dieselverbot in Innenstädten fordern neue Lösungen von den Automobil- und Nutzfahrzeugherstellern. Kontrovers debattiert wird auch das Thema Sicherheit: Anfang Mai erfasste ein Lkw in München beim Abbiegen an der Moosacher Straße, Ecke Schleißheimerstraße, ein neunjähriges Mädchen. Das Mädchen überlebte den Unfall nicht. Die Zahl der durch Lkw getöteten Radfahrer steigt von Jahr zu Jahr. 2018 sind bereits 15 Radfahrer bei Abbiegeunfällen mit Lkw getötet worden. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert jetzt die verpflichtende Einführung von elektronischen Lkw-Abbiegeassistenten. Hätten die elektronischen Helfer den Unfall vermeiden können? Wie sehen Lastkraftwagen zukünftig aus und wie bewegen sie sich fort?

Lkw müssen sicherer und sauberer werden

Fahrzeughersteller stellen jedes Jahr ihre Innovationen zu alternativen Kraftstoffen und Fahrzeugtechnik vor. Bei einem Unfall wie in München tauchen Fragen auf: Warum sind Lkw nicht serienmäßig mit Assistenzsystemen ausgerüstet.  Natürlich gibt es voll ausgestattete Fahrzeuge, die automatisch bei Gefahr bremsen, den Abstand einhalten und den Fahrer bei Müdigkeit warnen. Die Kombination und Weiterentwicklung solcher Systeme stärken den Trend zum (teil-)autonom fahrenden Lkw. Dieser kennt die Verkehrsregeln, den Straßenverlauf und seine Umgebung schon so gut wie sein Fahrer. Mit entsprechender Ausstattung sind die Lastwagen nicht nur sicherer, sie können auch umweltschonender fahren. Mit dem Tempomat „Efficient Cruise“ von MAN weiß das Fahrzeug dank GPS wie die Straße verläuft: Das System kennt den topografischen Verlauf der Strecke und reguliert danach die Geschwindigkeit. So wird zu schnelles Fahren verhindert und gleichzeitig Sprit gespart – vor Steigungen wählt das System den passenden Gang und lässt bei Gefälle das Fahrzeug rollen.

Lkw können miteinander kommunizieren

In sämtlichen Branchen ist das Thema: Das „Internet of Things“ (IoT) soll auch im Transportwesen eingeführt werden. Unter IoT versteht man physische und virtuelle Gegenstände, die miteinander vernetzt sind. Zukünftig sollen so auch Lkw miteinander kommunizieren. Die Fahrzeuge verbinden sich über WLAN und bilden so einen (teil-)autonom fahrenden Konvoi. Der Abstand zwischen den Fahrzeugen wird dabei so reguliert, dass sie durch das Windschattenfahren Sprit sparen. Das Tochterunternehmen Schenker und der Fahrzeughersteller MAN testeten Anfang des Jahres dieses Verfahren. Auf der Autobahn A9 zwischen Würzburg und München fuhren die unbeladenen Testfahrzeuge, um Fahrbedingungen im alltäglichen Verkehrsfluss zu untersuchen. Es drängt sich die Frage auf: Lösen die autonomen Lkw die Berufskraftfahrer ab? Laut den Experten von Pricewaterhouse Coopers sparen sich Unternehmen durch den geringeren Bedarf an Fahrern Betriebskosten von circa 33.000 Euro pro Jahr. Allerdings wäre dies nur auf Langstrecken möglich. Sobald die Fahrzeuge in städtischen Gebieten unterwegs sind, sind die menschlichen Lkw-Fahrer weiterhin gefragt.

Elektrische Lkw können bei großen Reichweiten nicht mithalten

Seit dem Abgasskandal herrscht in der Automobilindustrie ein großes Umdenken – nicht nur bei den Pkw-Herstellern, sondern auch in der Nutzfahrzeugbranche. Mit dem drohenden Dieselverbot in den Innenstädten wird es den Lkw-Fahrern bzw. -Herstellern nicht leichter gemacht. Die Forschung konzentriert sich schon auf alternative Kraftstoffe. Kaum vorstellbar, dass sich diese Giganten elektronisch fortbewegen können. Ein großer Teil der Bevölkerung steht elektrischen Fahrzeugen ohnehin noch skeptisch gegenüber. Die Reichweite sei viel zu gering. Wieso sollte es dann bei Lastkraftwagen besser funktionieren?  Stefan Buchner, Leiter von Mercedes-Benz Lkw in Europa, äußerte sich auf der Jahrestagung des Handelsblatts, dass der Elektro-Truck bei ihnen ganz stark im Fokus stehe. Im Juli 2016 kam der erste schwere E-Lkw heraus, den mittlerweile zehn Kunden testen. Diese Tests sollen aufzeigen, wie die Fahrzeuge auf welcher Route zum Einsatz kommen, wie groß die Reichweite ist und wann und wie lange die Batterie geladen wird. „Denn“, sagt Buchner, „Innovationen sind nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Deswegen bringen wir die Innovationen dann, wenn die Zeit reif ist dafür“. Ebenso schauen die Fahrzeughersteller auf die CO2-Einsparung. Denn die Hersteller Mercedes und MAN sind sich in einem Punkt einig: Bei großen Reichweiten können die elektrischen Lkw nicht mithalten. Das große Potenzial der Elektromobilität sehen Buchner und sein Kollege Felix Kybart, Leiter der Abteilung Alternative Antriebe bei MAN SE, im innerstädtischen Verkehr. Denn dort gibt es auch die größten Umweltprobleme.

Die Zukunft wird für die Nutzfahrzeugbranche nicht einfacher. Neue Gesetze und Auflagen zum Umweltschutz werden kommen. Die Diskussion über Diesel-Fahrverbote in Innenstädten zwingt die Industrie, möglichst schnell Elektro- sowie Hybrid-Lkw in Serie auf den Markt zu bringen. Doch eines darf man nicht vergessen – schließlich spielt Wirtschaftlichkeit bei Lkw-Abnehmern eine große Rolle: Je mehr Technik in den Fahrzeugen steckt, desto teurer werden die Fahrzeuge und das nicht nur in der Produktion.

Bildquellen:

https://www.pexels.com/photo/gray-concrete-road-near-buildings-1046477/ (CC0 License)

https:/ /www.pexels.com/photo/automotive-cars-expressway-guardrail-172074/ (CC0 License)