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„Die Papierhersteller können nicht mal mehr fest bestelltes Papier liefern“ verkündet der Cross-Cult-Verlag in seinem offiziellen Forum. Immer mehr Nachrichten von Lieferverzögerungen tauchen auf. Preiserhöhungen seien unvermeidbar und Nachdrucke von Kassenschlagern aktuell nicht möglich. Wie ist diese Situation entstanden und was erwartet uns in der Zukunft? – Ein Einblick in den Papiermangel.

Mehr Bestellungen – mehr Verpackung

Durch die Coronapandemie und die damit verbundene #WirBleibenZuhause-Kampagne erlebten Nahrungs- und Paketlieferungsunternehmen wie Lieferando oder Amazon einen Boom. Doch jedes Paket muss verpackt werden. Die Nachfrage nach Kartons stieg rasant, daher stellten viele Papierhersteller die Produktion auf Kartonagen um. Folgend wurde Papier zur Mangelware.

Im Lockdown waren viele Geschäfte geschlossen, was dazu führte, dass die Händler*innen weniger Werbung machten. Weniger Papierwerbung bedeutet weniger Altpapier für recyceltes Papier. Dadurch liegt der Preis aktuell bei etwa 200 Euro pro Tonne. – Ein Rekordhoch.

Die Globalisierung verändert den Markt

Auch die Globalisierung beeinflusst den Papiermarkt. Zwar ist die Papierproduktion noch nicht so international, wie andere Märkte, aber auch hier werden Liefer- und Produktionsketten global. In China zum Beispiel wächst der Bedarf an Zellstoff. Die Folge: Auch Zellstoff wird knapp, welcher essenziell für die Papierproduktion ist.

Leere Regale an Weihnachten?

Im Buchhandel werden keine Regale leerstehen, zumindest nicht so wie wir es bei Toilettenpapier zu Beginn der Coronakrise im letzten Jahr gesehen haben. Doch Weihnachten steht vor der Tür und somit auch das Hauptgeschäft des Jahres. Kassenschlager können nicht mehr rechtzeitig nachgedruckt werden. „Jede Monatsproduktion ist ein Kampf um Ressourcen.“ sagt Altraverse-Verlagschef Joachim Kaps im Interview mit dem OhrTaku-Podcast. Veröffentlichungen von Büchern werden verschoben und Neuauflagen von bestehenden Titeln sind ungewiss. „Ich befürchte stark, dass die Leute sich dieses Jahr zu Weihnachten nicht sicher sein können, jedes Buch auch noch kurzfristig zu bekommen.“ bestätigt Verleger Jonathan Beck, Chef von C.H. Beck in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.

E-Reader wirklich eine Alternative?

Kurzfristig wird sich der Mangel nicht regulieren, vor allem nicht bis Weihnachten. Leser*innen müssen mit einem Preisanstieg rechnen. „Ein umfangreiches Hardcover unter 30 Euro zu kalkulieren wird immer schwieriger“, so Beck weiter im Interview. Doch so ganz ohne Lesestoff muss Weihnachten nicht sein. In der Pandemie erlebten E-Books einen neuen Aufschwung. Davor ging der Verkauf von E-Readern und E-Books zurück, v.a. in den USA. Nichtsdestotrotz bestehen nicht alle Bücher nur aus Schrift. Gemeint sind Prospekte, Graphic Novels, Comics und Manga. Obwohl die Letzteren sich problemlos auf einem E-Reader darstellen ließen, wird das Gerät in diesen Zielgruppen trotz dessen von vielen Leser*innen gar verabscheut. Dies kann an dem Sammlerwert oder auch an einer Vorliebe für physische Bücher liegen. „Ich kaufe dennoch keine E-Produkte.“ schreibt ein Forennutzer unter Cross-Cults-Mitteilung über den Papiermangel. Ob sich diese Einstellung mit erhöhten Preisen ändern wird? Eine Frage der Zeit.

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Quellen:

Das Comicforum

Die Süddeutsche Zeitung

Der Spiegel