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Seit 1. Januar 2023 beträgt die maximale Förderung für Elektroautos nur noch 4.500 Euro. Das könnte die Verkaufszahlen in Deutschland negativ beeinflussen. Aber ist die Elektromobilität und der Kauf eines Elektroautos überhaupt gut für die Umwelt?

Strom aus erneuerbaren Energien

Da Elektroautos mit Strom betrieben werden, hängt ihre Nachhaltigkeit stark von der Art der Stromversorgung ab. Um emissionsfrei zu fahren, muss der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. 2022 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bei rund 46 Prozent, Tendenz steigend. Elektrisches Fahren wird somit jedes Jahr klimafreundlicher. Mit einer hauseigenen Wallbox und dazugehöriger Photovoltaikanlage lassen sich Elektroautos mittlerweile sogar mit eigenem Solarstrom laden. Damit kann sich der Ökostromanteil beim Laden enorm erhöhen.

CO2-Emissionen – Produktion Flop, Fahrbetrieb Top

Bei der Produktion von Elektroautos fallen deutlich mehr CO2-Emissionen an als bei Autos mit einem Verbrennungsmotor. Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit setzt die Produktion etwa 92 Gramm CO2 pro Fahrzeug-Kilometer (g/km) frei. Bei Pkw mit Benzinmotor sind es ungefähr 56 g/km, Pkw mit Dieselmotoren haben ähnliche Werte.

Diesen Nachteil können E-Autos allerdings im Fahrbetrieb, beziehungsweise bei der Energiebereitstellung schnell wettmachen. Dabei setzen sie circa 70 g/km frei, während Benziner auf bis zu 177 g/km kommen.

Die Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz hat diese Zahlen in ihrer Life Cycle Analyse ausgewertet. Die Analyse zeigt, dass E-Autos bereits nach drei bis vier Jahren ihren anfangs größeren CO2-Rucksack gegenüber Verbrennern amortisieren.

Elektromobilität im Westen: Rohstoffabbau in Entwicklungsländern

Für die Produktion einer Batterie für Elektroautos werden unter anderem jeweils mehrere Kilogramm Mangan, Lithium, Nickel, Grafit und Kobalt benötigt. Die Rohstoffe kommen dabei meistens aus Ländern, in denen der Abbau nicht reguliert ist. Oft erfolgt dieser unter desaströsen Bedingungen. Im Kongo lagern mit 70 Prozent fast drei Viertel des weltweiten Vorkommens an Kobalt. Dort wurden viele Menschen, die im Abbaugebiet lebten, ohne Entschädigung enteignet. In Bolivien ist die Situation ähnlich. Dort lagern mit geschätzten 21 Millionen Tonnen Lithium die weltweit größten Reserven. In diesen Ländern gibt es kaum Regelungen für gute Arbeitsbedingungen, auch Kinderarbeit bleibt ein Problem.

Umweltprobleme durch schädliche Materialien

Neben den humanitären Problemen hat der Rohstoffabbau zusätzlich verheerende Auswirkungen auf die Umwelt. In Chile wird für den Abbau von Lithium salziges Wasser aus dem Boden hochgepumpt und verdunstet. Das Land leidet unter einer dramatischen Dürre und der Abbau des Lithiums führt zu einer weiteren Verknappung des Trinkwassers. Außerdem wird das Abbaugebiet auch nach Jahrzehnten weiterhin unbrauchbar für die Landwirtschaft bleiben. Grund für die schwere Belastung der Umwelt sind hauptsächlich die fehlenden Umweltrichtlinien in den Abbauländern.

Recycling-Methoden werden immer besser

Die Lebensdauer der Batterie eines Elektroautos liegt zwischen acht und zehn Jahren oder bei einer Laufleistung von ungefähr 150.000 Kilometern. Die Akkus wiegen rund 400 Kilogramm und sind reich an kostbaren Rohstoffen. In den vergangenen Jahren konnten diese jedoch nicht vollständig wiedergewonnen werden. Unter anderem stellen die nicht-standardisierten Batterien ein Problem dar. Die Bauweise unterscheiden sich je nach Hersteller. Das erschwert das Recycling.

Jedoch verbessern sich die Recyclingmethoden Jahr für Jahr. Zeitnah wird es Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Batterien geben, die in der Lage sind, 99 Prozent der Bestandteile der Batterien wiederzuverwerten.

Second-Life-Batterien für die Elektromobilität

Auch nach ihrer Zeit im Elektroauto sind die Batterien weiter einsatzfähig. Der Second-Life-Einsatz entwickelt sich zu einem Trend. Sie werden schon heute beispielsweise als Zwischenspeicher für erneuerbare Energien oder als Stromspeicher für den privaten Haushalt verwendet. Bis zum Jahr 2030 wird mit ungefähr 10.000 bis zu 20.000 Tonnen gebrauchter Batterien aus der Elektromobilität gerechnet. Diese haben auch nach mehreren Tausend Ladezyklen noch einen Energieinhalt von 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität.

Vier Vor- und Nachteile der Elektromobilität im Überblick

Vorteile:

  • Vergleichsweise geringe Anfälligkeit für Reparaturen, da weniger Verschleißteile im Motor
  • Geringere CO2-Emissionen als ein Verbrennungsmotor nach gewisser Zeit
  • Sehr hoher Wirkungsgrad
  • Steuervorteil (fünf Jahre von der Kfz-Steuer befreit)

Nachteile:

  • Undurchsichtiger Rohstoffabbau und negative Folgen für die Umwelt
  • Teuer in der Anschaffung
  • Geringe Reichweite
  • Keine Langzeitstudien

Elektromobilität muss attraktiver werden

Gerade beim Thema Rohstoffabbau und Umweltschutz müssen die Hersteller von Elektroautos noch eine Schippe drauflegen. Auch das Recycling bedarf Verbesserung, diese ist aber in absehbarer Zukunft erreichbar. Elektroautos werden ein wichtiger Teil unserer Zukunft sein. Wer allerdings schon heute etwas zum Klimaschutz beitragen möchte, der steigt lieber auf das Fahrrad oder nutzt öffentliche Verkehrsmittel.

 

Quellen:

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/kaufen/foerderung-elektroautos/

https://www.greenpeace.de/klimaschutz/mobilitaet/stehts-e-auto?BannerID=0322000015001483&gclid=CjwKCAiAwc-dBhA7EiwAxPRylC6LZ4oIWX9o3yz1WxusQIGHaL-JTJ0iHaaT3xsF8BBgewlVri-PwxoCaXYQAvD_BwE

https://www.enbw.com/unternehmen/eco-journal/second-life-batterien.html

 

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