Weltpolitik, kaltes Wetter oder die uns mittlerweile schon seit zwei Jahren begleitende Pandemie – es gibt viele Gründe warum wir uns überfordert fühlen könnten. Um der Überforderung zu entkommen, suchen wir Ablenkung. Filme, Bücher, Sport und Musik sind vielen Menschen nicht mehr neu oder abwechslungsreich genug. Genau hier bietet sich die Gelegenheit neue Hobbys zu entdecken. Vielleicht etwas, was den Geist und Körper gleichermaßen ablenkt: Gundam. Oder noch genauer: Gunpla. Aber was ist das?
„Real Robot“ – Das Japan der 70er
In den 70er-Jahren kamen in Japan Sendungen mit Animationsserien in Mode, in denen Menschen meist gegen außerirdische Monster kämpften. Es ging immer darum, die Erde vor übermächtigen Wesen zu retten. Schnell wurden die Animationsserien wegen mangelnder Ernsthaftigkeit als Kindersendungen betitelt; bis im Jahr 1979 Yoshiyuki Tomino auch eine erwachsene Zielgruppe ansprechen wollte. Denn in seiner Serie „Mobile Suit Gundam“ ging es um verfeindete Nationen, Kriegspolitik, die Folgen der Entwicklung des Militärs und vieles mehr. Aus diesen ernsten Themen in der Serie entstand ein neues Genre, das sich „Real Robot“ nennt. Roboter sind erwachsenentauglich geworden. Noch heute erscheinen neue Gundam-Serien, Filme, Romane, Manga sowie seit den 80ern auch Gunpla-Bausätze der Roboter für daheim.
Die Besonderheiten von Gunpla
Generell sind Modellbausätze hierzulande keine Neuheit. Bei Gunpla handelt es sich aber nicht um gewöhnliche Modelle wie Schiffe, Eisenbahnen oder Flugzeuge, sondern um Roboter. Aus diesem Grund stechen sie heraus. Ein weiterer Unterschied zu herkömmlichen Modellbausätzen ist, dass Gunplas keinen Kleber benötigen. Die vielen Einzelteile der Roboter lassen sich leicht zusammenstecken. Nur eine Zange wird benötigt, um die einzelnen Teile aus ihrem Raster zu trennen. Auch sind die Anleitungen leicht verständlich. Dies wird durch eine Standardisierung mithilfe von Piktogrammen und Bildern erreicht. Aus diesem Grund sind die Anleitungen nicht nur frei von Sprachbarrieren, sondern auch sehr einfach Umzusetzen.
Erster Schritt zur Ablenkung
Bei Gunpla gibt es verschiedene Schwierigkeitsstufen des Bauens. Die gewöhnlichste ist ein „High Grade“ (HG). Die Roboter in den Animationsserien haben zwar unterschiedliche Größen, jedoch sind die „High Grade“-Modelle im Vergleich zu ihrer animierten Version bei einen Maßstab von 1:144. Dies entspricht fast der Höhe eines Kugelschreibers. Um die Einstiegshürde niedriger zu halten, hat Gunpla-Hersteller „Bandai“ auch einen „Entry Grade“ (EG) eingeführt, wofür nicht einmal eine Zange benötigt wird.
Name | Abkürzung | Maßstab | Höhe (~) |
Besonderheit | Preisklasse |
---|---|---|---|---|---|
Entry Grade | EG | 1:144 | 14 cm | Einsteigerfreundlich | ~10 Euro |
High Grade | HG | 1:144 | 14 cm | Gängigste und variantenreichste Version | 10-30 Euro |
Super Deformed | SD | Keine Maßstabsangabe (sehr klein) |
8 cm | Verniedlichung der Roboter | 5-10 Euro |
Real Grade | RG | 1:144 | 14 cm | Sehr detailliert, im Vergleich zum HG gibt es ein inneres Skelett | Ab 20 Euro |
Master Grade | MG | 1:100 | 21 cm | Größer, mehr Teile | 30-60 Euro |
Perfect Grade | PG | 1:60 | 30 cm | Am größten, sehr detailliert | Ab 120 Euro |
Abbildung 1 Tabellarische Auflistung der standardisierten Stufen |
Gundam und sein gewaltiges Franchise
Die Originalserie aus dem Jahr 1979 hat inzwischen Kultstatus erreicht. Tokyo, Yokohama, Shanghai – in allen drei Städten stehen 18 Meter hohe maßstabsgetreue Gundam-Statuen. Der „RX-78-2“-Gundam in Yokohama bewegt sich sogar. Selbst Gunpla-Weltmeisterschaften im Bauen werden ausgetragen. Zudem erreichen die Verkaufszahlen der Bausätze seit Verkaufsstart in den Achtzigern weltweit bereits 500 Millionen Stück. Das Gundam-Franchise ist gewaltig und das hat auch seinen Grund. – Wieso also nicht mal ausprobieren?
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