Im August 2022 gewann Jason Allen mit seinem Bild „Théâtre D’opéra Spatial“ den Wettbewerb für digitale Kunst der Colorado State Fair. Das mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) erschaffene Werk entfachte eine Debatte über die Rolle von KI in der Kunst. Für die gestalterische Branche ist die neue Technologie Bedrohung und Chance zugleich – und wirft viele Fragen auf.
Text zu Bild
Ein Gemälde von Darth Vader beim Gute-Nacht-Geschichtenvorlesen, (alp-)traumhafte Szenerien aus fernen Dimensionen im Stil von Vincent van Gogh oder futuristische Konzepte bekannter Automodelle – künstliche Intelligenz wandelt beliebige Texteingaben blitzschnell in Bilder um.
Text-zu-Bild-Generatoren wie DALL-E 2, Imagen oder Midjourney erfassen vom Nutzer eingegebene Tippbefehle in ihrer semantischen Bedeutung. Wünscht sich der Anwender „ein Gemälde einer surfenden, sechsbeinigen Katze am Strand“ reicht es aus, genau diesen Gedanken in Textform in den Generator einzugeben. Nach wenigen Sekunden Rechendauer gibt das Programm Vorschläge aus, aus denen der User das Ergebnis auswählen kann, das am ehesten seinen Vorstellungen entspricht.
Hängt man weitere Begriffe an, bspw. eine Kunstepoche, einen Künstler oder einen bestimmten Stil, werden diese von der KI bei der Bilderstellung berücksichtigt.
KI in der Kunst als Quelle der Inspiration
Kunstschaffende können die Technologie als Hilfsmittel verwenden, um erste Ideen zu sammeln oder direkt mit den generierten Bildern weiterzuarbeiten. Schöpfungsprozesse werden beschleunigt und Aufträge schneller fertiggestellt.
Die KI kann fotorealistische Bilder erzeugen und bereits vorhandene Fotos mittels Text mit Effekten überarbeiten. Was bis heute also in mehreren Arbeitsschritten in einer Bildbearbeitungssoftware umgesetzt werden musste, kann in Zukunft über eine Beschreibung mit Worten erreicht werden.
Kunst von allen und für alle
Allerdings stellen die Text-zu-Bild-Generatoren für die Kunstschaffenden auch eine Konkurrenz dar, denn sie sind einfach zugänglich und hochfunktional. Somit kann jeder, unabhängig von künstlerischen Fähigkeiten oder Softwarekenntnissen, künstlerisch wertvollen Output generieren. Wieso einen Grafikdesigner beauftragen, wenn man die benötigten Grafiken und Illustrationen für sein Unternehmen kostenlos von der KI erstellen lassen kann?
Täuschende Ähnlichkeit
Doch auch für etablierte Künstler mit Alleinstellungsmerkmal können die Bildgeneratoren zum Problem werden. Für ein Kunstprojekt haben die Österreicher Stefan Kutzenberger und Clara Blume die KI DALL-E 2 verwendet, um Bilder im Stil des verstorbenen Künstlers Egon Schiele zu erstellen. Die Ergebnisse sind den Originalen künstlerisch so ähnlich, dass sie im Leopold Museum in Wien nebeneinander ausgestellt werden sollen.
Man stelle sich vor, die Bilder eines noch lebenden, aufstrebenden Künstlers würden in die riesigen Datenbanken der KI eingespeist. Mittels Nennung desselbigen via Textbefehl wird ein Bild, im Stil des Künstlers, erzeugt und kann gewinnbringend genutzt werden. Der Urheber der kreativen Basis für die computergenerierten Werke bliebe leer aus.
KI in der Kunst imitiert Leben
Künstliche Intelligenz imitiert den kreativen Schaffensprozess des Menschen. Auf die gleiche Art, wie der Mensch sich auch von bereits vorhandenen Kunstwerken anderer Menschen inspirieren lässt, bedient sich die KI dem künstlerischen Erbe der Menschheit und erschafft daraus Neues. Nur tut sie das effizienter, in kürzerer Zeit und ohne Rücksicht auf geschützte Rechte und Moral.
Die Kunstwelt ist sich noch uneins darüber, ob künstliche Intelligenz Fluch, Segen oder beides zugleich darstellt. Das Potenzial ist groß und schon jetzt gelten die Text-zu-Bild-Generatoren als kleine Revolution.
Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/netzkolumne-kuenstliche-intelligenz-kunst-1.5655065
https://www.scinexx.de/news/technik/text-zu-bild-wandler-fuer-daheim/
https://t3n.de/news/dall-e-midjourney-diese-erobern-1497260/
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