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In Bayern sind seit dem 16. März 2020 aufgrund von Covid-19 alle Schulen geschlossen. Deshalb ist zurzeit kein normaler Unterrichtsbetrieb möglich. Da die Schüler trotzdem weiter lernen und Abschlussprüfungen absolvieren müssen, wird die Lehrerschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Realschullehrerin Maria Nopper aus Oberbayern im Interview über Lernen von Zuhause aus, virtuelle Klassenzimmer und besondere Herausforderungen in Zeiten von Covid-19.

In Bayern ist der Unterricht in den Schulen seit einiger Zeit eingestellt. Wie sieht ihr persönlicher Alltag gerade aus?

Für uns ist alles gerade etwas unsicher. Wir wissen nicht, ob wie geplant direkt nach den Osterferien die Schule wieder angehen kann. Vor allem wissen wir noch nicht in welcher Form. Der Kultusminister hat angesprochen, dass der Unterricht erst wieder stufenweise beginnen soll. Vorrausichtlich wohl mit den Abschlussklassen beginnend, damit diese auf jeden Fall ein Abschlusszeugnis erhalten. Das ist wichtig, damit unsere Schüler im Herbst in eine Ausbildung, weiterführende Schule oder Universität gehen können.

Sie unterrichten Deutsch und katholische Religionslehre an einer Realschule. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um den Kindern auch ohne klassischen Unterricht weiter Wissen zu vermitteln?

Es war ja abzusehen, dass dieser Schritt von der bayerischen Landesregierung ergriffen wird. Ich habe deshalb bereits vorher begonnen, Material für meine Schüler im Fach Deutsch vorzubereiten und zu sammeln. Die Kinder haben schon genug in den Hauptfächern und manchen Nebenfächern wie Chemie und Physik zu tun. Deshalb habe ich beschlossen, sie nicht noch mit Material für katholische Religionslehre auszustatten. Meine Zehntklässler haben Übungsaufgaben für fünf Aufsatzarten bekommen, die ungefähr der Themenstellung einer Abschlussprüfung entsprechen. Meine sechste Klasse erhält wöchentlich Aufgaben für die Kinder samt Lösungsblättern für die Eltern.

Gibt es bei Ihnen an der Schule digitale Angebote?

Ich bin nicht dauerhaft im Gespräch mit allen Kollegen, aber an unserer Schule sind es wohl nicht sehr viele Kollegen, die ein virtuelles Klassenzimmer haben. Wie ich mitbekommen habe, erhalten Kinder vor allem Übungsaufgaben. Diese sollten die Kinder mehr oder weniger alleine bearbeiten können, um die Eltern nicht zu überlasten.

Welche Funktionen würden Sie persönlich für ein solches virtuelles Klassenzimmer wünschen?

Persönlich würde ich mir Möglichkeiten wünschen, sich auf einzelne Schüler konzentrieren zu können. Beim Lernen von Zuhause aus muss ich mich auf die Rückmeldungen der Schüler und Eltern verlassen. Ich könnte vom Schreibtisch aus Tipps geben und eine proaktive Kommunikation führen, am besten mit Bild und Ton. Auch digital bearbeitbare Aufgaben, die ich auch direkt in der Software korrigieren und kommentieren könnte, würden enorm helfen. Weiterhin fände ich eine Einsicht auf den Bildschirm der Schüler sinnvoll. So könnte ich direkt sehen, wenn Schüler Probleme haben oder einen Fehler machen.

Welche Risiken sehen Sie für eine flächendeckende Einführung digitaler Unterstützungssoftware?

Eine flächendeckende Umsetzung würde wohl voraussetzen, dass alle genügend technische Ausrüstung besitzen, sowohl Schüler als auch Lehrer. Viele Familien haben auch nicht vier oder fünf Computer zur Verfügung. Hier könnte wohl eine möglichst Smartphone-optimierte Plattform helfen. Ein virtuelles Klassenzimmer würde auch voraussetzen, dass es genügend Platz in den Wohnungen gibt, sodass sich die Kinder nicht gegenseitig stören. Wenn eine Familie zum Beispiel Kinder verschiedenen Alters hat und auch noch die Eltern Homeoffice machen, gibt es schnell Konflikte.

Gibt es organisatorische Probleme und wie sehen Sie die kommenden Wochen?

Nachdem die Plattformen im Internet am Anfang extrem belastet waren, mussten wir zum Teil andere Wege suchen. Niemand hat zum Beispiel daran gedacht, dass es zu solchen Zeiten nicht genug Druckerpatronen geben könnte. Übungsblätter müssen oft ausgedruckt werden, damit sie bearbeitet werden können. Auch für die Eltern stellt die Situation eine enorme Belastung dar, gleichzeitig selbst im Homeoffice arbeiten und Matheaufgaben zu erklären. Hier gab es keine Alltagserfahrungen. Ich bin trotzdem zuversichtlich und mich hat wirklich erstaunt, wie wir alle uns furchtbar Mühe gegeben haben. Jeder auf seine Art und seinen Weg.

 

Vielen Dank für das Interview!

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