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Hochschule München | Andreas Schuster, Leiter im Bereich Mobilität bei Green City e.V. und Mitglied des Mobilitätsausschusses für die SPD/Volt-Stadtratsfraktion, spricht mit den Techtalkers der Hochschule München darüber, wie wichtig die Zusammenarbeit von Stadt, Unternehmen und Bürgern ist. Thema ist “Nachhaltige Mobilitätslösungen in München”.

Mohamed Arshe: Wie fördert München die nachhaltige Mobilität für Bürger?

Andreas Schuster: Im Fußverkehr haben wir es geschafft einen Fußverkehrsbeauftragten für die Landeshauptstadt München einzustellen und auch eine Strategie zur Verbesserung des Fußverkehrs zu machen. Wir haben mittlerweile in München eine regelbreite von 2,50 Meter für den Fußweg. Diese genaue Meterangabe wird dann wichtig, wenn man sagt, alle Menschen sollen barrierefrei am Leben teilhaben können und sich begegnen können.

Gibt es weitere Ziele, die die Stadt München erreichen möchte?

Ja, zum einen wollen wir ein durchgängiges, lückenloses und gut befahrbares Radverkehrsnetz für ganz München. Ein weiteres Ziel ist sichere Kreuzungen und Einmündungen, da die meisten Unfälle in der Stadt bei Kreuzungen und Einmündungen passieren. Außerdem wollen wir ausreichende Abstellanlagen bauen, weil wer mit seinem Rad unterwegs ist, muss es auch sicher abstellen können.

Welche Rolle spielt der öffentliche Nahverkehr?

Es gibt Projekte wie die neue Tramstrecke in der Fürstenrieder Straße. Wir erwarten, dass die neue Strecke in den Jahren 2027 bzw. 2028 fertiggestellt wird. Im U-Bahn Bau gibt es im ersten Schritt die Verlängerung nach Pasing und dann nach Freiham. Dann gibt es noch eine Verlängerung der U-Bahnlinie 6 Richtung Martinsried, die wir mit der Nachbargemeinde gemeinsam geplant haben, da es eine der U-Bahnen ist, die über die Stadtgrenzen hinausführt.

Sehen Sie Herausforderungen bei der Umsetzung von nachhaltigen Mobilitätslösungen?

Ich sehe einige Probleme: zum einen die Baustellendauer und das Abstimmen der verschiedenen Gewerke, die an der Baustelle arbeiten. Außerdem finde ich, dass Baustellen teilweise nicht gut ausgeschildert sind, wie zum Beispiel die Baustelle an der Ludwigsbrücke. An dieser Baustelle steht immer noch Baufertigstellung 2022. Baustellen sollen besser kommuniziert werden, damit die Menschen vor Ort auch zuverlässig wissen, wann Baustellen fertig werden.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit anderen Stakeholdern?

Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und anderen Beteiligten ist entscheidend. Die verschiedenen städtischen Ämter wie das Mobilitätsreferat, das Baureferat und das Kommunalreferat müssen zusammenarbeiten, um Flächen zu sichern und Bauprojekte zu planen. Auch externe Stakeholder wie Wirtschaftsverbände, Einzelhändler und Kurierdienste sind wichtig. Alle werden eingeladen, um an einem Tisch zu sitzen und ihre Perspektiven einzubringen. Von kleinen Initiativen bis hin zu großen Unternehmen wie BMW. Sie bringen alle wichtige Impulse ein, um die Interessen möglichst so abzuwägen, dass es miteinander funktioniert.

Wie können Unternehmen in München dazu beitragen, die Verkehrssituation in der Stadt nachhaltig zu verbessern?

Unternehmen in München wie Siemens, BMW und MAN können direkt in verkehrsplanerische Belange einbezogen werden. Sie bringen ein hohes Know-how mit. Durch Maßnahmen wie Jobtickets, das 49-Euro-Ticket und betriebliches Mobilitätsmanagement können sie dazu beitragen, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Menschen werden dadurch zu einer umweltfreundlicheren Mobilität bewegt. Dies umfasst auch die Förderung von Homeoffice-Optionen. Der Verkehr wird entlastet und verflüssigt.

Ist München ein Vorreiter im Vergleich zu anderen Großstädten?

München spielt im Vergleich zu anderen Städten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte. Alle Großstädte, darunter auch München, kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen. Dazu gehören Fahrermangel und reduzierte Fahrpläne. Städte wie Zürich, Rotterdam und Wien haben bereits Fortschritte gemacht. Dennoch liegt auch dort der Anteil des Autoverkehrs zwischen 20 und 35 Prozent. München hat den Vorteil, dass es bereits gut ausgewogene Mobilitätsformen besitzt. Da gibt es den Fußverkehr, Radverkehr, öffentlichen Personennahverkehr, geteilte Mobilität und Mobilitätservices.

Welche Herausforderungen gibt es hierbei?

Es gibt Herausforderungen wie begrenzte Straßenkapazitäten und die Notwendigkeit einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raums.

Wie können Bürger die nachhaltige Mobilität verbessern?

Bürger sollen das eigene Mobilitätsverhalten überdenken und sich fragen, was das optimale Verkehrsmittel für den jeweiligen Weg ist. Zudem kann man sich in den verschiedenen Vereinen und Initiativen in München engagieren.

Wie sieht Ihre persönliche Vision für eine nachhaltige Mobilität in München aus?

Wir müssen mehr Zentren schaffen, wo wir im nahen Umfeld möglichst viele tägliche Aktivitäten erledigen können. Damit wir nicht darauf angewiesen sind, weite Strecken zurücklegen zu müssen, die dann oft, weil es bequemer ist, mit dem Auto gefahren werden. Außerdem wollen wir es durch eine kompakte Stadtplanung und Sozialpolitik schaffen, Arbeiten, Wohnen, Versorgen, ärztliche Betreuung und Kindereinrichtungen kompakt zu halten, um wenig Verkehr bei gleichzeitig hoher Mobilität zu erzeugen.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview.

Redigiert von Kamran Kader.

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Quelle: Eigenaufnahme Interview.

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