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Drei deutsche und sieben afrikanische Studenten konstruierten in einem Team innerhalb von vier Tagen ein Solar Car. Dieses Fahrzeug nutzt Solarpanels als Energiequelle und besteht zu einem Großteil aus recycelten Materialien. Ziel des Projekts ist, einen Bausatz für ein umweltbewusstes, kostengünstiges und leicht nachzubauendes Auto zu entwickeln.

Die Idee vom studentischen Solar Car entsteht

Im November 2019 startete das Projekt Solar Car für Afrika. Ein kleines Team aus Mitarbeitern der Mechatronik und Software Firma ITQ sowie drei Münchner Studenten reisten nach Gaborone, Botswana. Dort hatte das Team vier Tage Zeit, einen Prototyp zu entwickeln. „Das Auto sollte bei einem Event der Universität Botswana und der botswanischen Behörde für Sonderwirtschaftszonen (SEZA) präsentiert werden“, erzählt der Masterstudenten Benedikt Soballa.

Die Idee für den Bausatz eines solarbetriebenen Autos für Afrika ist bei dem Makeathon-Event von ITQ entstanden. Während des Events forschen Studenten, Unternehmen und Sponsoren an nachhaltigen Technologien. Auch Mitglieder der botswanischen Behörde (SEZA) nahmen bei diesem Event teil. „In einem gemeinsamen Gespräch entstand die Idee vom Solar Car für Afrika“, erklärt Soballa.

Baumaterialien für den Fahrzeugrahmen des Solar Cars fehlen

Ziel des Teams war, das Solar Car möglichst nachhaltig zu gestalten. Für mehr als die Hälfte der Rahmenteile des Fahrzeugs war der schnell nachwachsende Rohstoff Bambus geplant. Doch die einheimischen Ansprechpartner konnten die benötigten Bambusstreben nicht rechtzeitig besorgen. „Ab diesem Moment mussten wir komplett umdenken und uns schnell etwas Neues einfallen lassen“, erinnert sich Soballa.

Die Studenten erkundeten daraufhin die Universitätsgegend und sammelten Schrott, aus dem sie die Karosserie des Solar Cars schweißten. Aus dem ursprünglich geplanten Bambusauto entstand ein Fahrzeug aus Altmetall. „Wir wurden von den Einheimischen inspiriert. Es ist faszinierend was die Menschen hier alles aus Stahlschrott herstellen“, berichtet Luft- und Raumfahrt-Student Robin Nedella. Innerhalb von weniger als 24 Stunden entstand der fertige Fahrzeugrahmen aus Stahlschrott.

Regionale Unternehmen unterstützen das Projekt

Neben dem neu entworfenen Fahrzeugrahmen entstand auch die Idee einer Schutzplane für das Solar Car. „Bei unseren ersten Probefahrten erkannten wir, wie hartnäckig sich der afrikanische Straßensand im Fahrzeuginneren festsetzt“, erklärt Nedella. Ein Unternehmen erklärte sich bereit, innerhalb kürzester Zeit eine robuste Plane für das Solar Car herzustellen. Diese schützt nun den Innenraum und die Insassen.

Weitere regionale Firmen unterstützen das Projektteam mit Teilen der Elektronik, Batterien und den Motor. Die restlichen Bauteile hatten die Studenten vorab von bayerischen Recyclinghöfen besorgt und in ihren Koffern nach Botswana transportiert. Lediglich Kleinteile, wie Schrauben und Muttern kaufte das Team in Deutschland neu.

Es dauerte knapp zwei Tage, bis die gesamte Lenkung, ein Fahrersitz und ein Großteil der Elektronik standen. „Wir arbeiteten teilweise bis spät in die Nacht, um das Fahrzeug rechtzeitig fertig zu bekommen“, erzählt Soballa. Erst am vierten und letzten Arbeitstag montierten die Studenten das Solarpanel auf dem Dach und stellten das Auto damit fertig. „Schlussendlich lagen exakt 78 Stunden zwischen dem ersten und dem letzten Handgriff“, ergänzt Nedella.

Ausblick in die Zukunft des Solar Cars

„In erster Linie wollten wir zeigen, dass es möglich ist, innerhalb von vier Tagen ein Auto für Afrika zu entwickeln“, erklärt Soballa. Aufgrund der vielen Transportangebote in europäischen Ländern, hat das Solar Car allerdings wenig Chancen, sich dort durchzusetzen. In Entwicklungsländern aber bietet das solarbetriebene Auto eine gute Mobilitätsalternative für den ländlichen Bereich.

„Selbst eine Reichweite von 10 km genügt, um beispielsweise Wasser für ein Dorf zu holen“, erzählt Nedella. Gleichzeitig macht ein solarbetriebenes Auto unabhängig, weil es keinen anderen Antriebsstoff benötigt. „Gerade in Afrika macht es Sinn, die Sonnenenergie zu nutzen“, so Soballa.

Jetzt entwickelt das Team aus dem Prototyp einen einheitlichen und kostengünstigen Bausatz für das Solar Car. Die aktuellen Kosten von knapp 3.000 € pro Bausatz sind dafür aber noch viel zu hoch. Gleichzeitig arbeiten die Studenten an einer leicht verständlichen Bauanleitung für das Fahrzeug. Dadurch kann das Auto in Zukunft überall auf der Welt auch ohne ihre Unterstützung nachgebaut werden.