Lesedauer: 6 Minuten

Mehr als 70 Prozent aller für das Jahr 2020 geplanten Messen in Deutschland sagten die Veranstalter seit Beginn der Corona-Pandemie ab, meldet der Verband der deutschen Messewirtschaft. Das Problem: Ohne Messen fehlt Unternehmen das zentrale Mittel, Kunden zu gewinnen – und Brancheninteressierte haben keine Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen zu vergleichen. Virtuelle Messen lösen dieses Problem. Sie sind zeitlich und örtlich unabhängig. Darum veranstalten immer mehr Firmen ihre Messe virtuell, anstatt sie abzusagen.

Konventionelle Messen – Unternehmen und Besucher treffen persönlich aufeinander

Was sind eigentlich die Vorteile der Präsenz-Events? In den großen Messehallen vergleichen Interessierte die verschiedenen Angebote der Firmen und informieren sich über die neusten Produkte und Serviceangebote der Aussteller. Wird ein Produkt live vorgeführt, machen sich die Besucher ein Bild des Produkts und stellen ihre Fragen direkt einem Unternehmensvertreter. Die Firmen nehmen sich die Zeit, beantworten Fragen und erklären die Details der Produkte oder Dienstleistungen. Außerdem kommen potentielle Neukunden auf die Messe, um Geschäfte zu machen. Präsentieren die Unternehmen ihre Angebote anschaulich, erhöhen sich die Chancen, dass die Firmen auf der Veranstaltung ihren Umsatz steigern.

Virtuelle Messen – ganz dicht am Original

Die Veranstalter übertragen die Vorteile der konventionellen Messen nun auf die digitalen Veranstaltungen. Diese haben einen virtuellen Empfangsbereich, in dem sich die Nutzer einen Überblick über die Aussteller, Live-Vorträge, Workshops und Seminare verschaffen. In der digitalen Messehalle besuchen Interessierte die Unternehmen an ihren Ausstellungsständen, die Firmen mit Pult, Stühlen und Beleuchtung darstellen. Die virtuellen Stände sind dabei oft bis ins Detail konventionellen Ständen nachempfunden. Oft spielen die Unternehmen ihr Firmenvideo auf virtuellen Leinwänden ab. Vorträge, Workshops und Seminare finden in digitalen Besprechungsräumen statt. Videoübertragungen imitieren dabei eine Präsenz-Veranstaltung, wodurch sich Teilnehmer aktiv am Geschehen beteiligen.

Chat-Funktion und Videokonferenzen machen’s möglich

Doch wie können die Beteiligten miteinander interagieren? Einige Veranstalter bieten den Messeteilnehmern an, eigene Avatare zu erstellen und individuell zu konfigurieren. Unternehmensvertreter und Messebesucher begegnen sich so im virtuellen Raum, als würden sie sich persönlich gegenüberstehen und sehen. Über eine Chat-Funktion oder Videokonferenzen unterhalten sich alle Beteiligten. Möchten sich die Besucher untereinander austauschen, wie es auf konventionellen Messen beispielsweise in einer Cafeteria möglich ist, können sie virtuelle Konferenzräume nutzen. So eine Erfahrung machte auch Gertrud Grünwied, Professorin an der Hochschule München. Sie besuchte dieses Jahr die Tekom-Jahrestagung im digitalen Format. In einem virtuellen Café sprach sie mit Fachkollegen und bot einen eigenen Expertentisch an.

Vorteile virtueller Messen: Kosten- und Zeitersparnis

Ein Vorteil digitaler Messen ist die Kostenersparnis sowohl für die ausstellenden Unternehmen als auch für die Messebesucher. Es entfallen Anreise- und Hotelkosten, denn die Beteiligten nehmen ortsunabhängig über einen Laptop oder PC am digitalen Event teil. Das macht virtuelle Messen für diejenigen interessant, die aufgrund der Entfernung nicht an einer konventionellen Messe teilnehmen würden. Im Vergleich zu den Eintrittskosten für eine reale Messe zahlen die Mitwirkenden geringere Teilnahmegebühren für die virtuelle Messe. Neben den Kosten sparen sie sich auch die Zeit der Anreise. Vorrangig die Ortsunabhängigkeit fällt auch Grünwied auf, die sich auf der Messe mit Kolleginnen und Kollegen an der Partneruniversität in Rumänien austauschen konnte.

Nachteile digitaler Umgebungen

Die größte Gefahr bei virtuellen Übertragungen sind technische Komplikationen. Fällt das System des Veranstalters aus, fällt die virtuelle Messe aus. Das kostet Veranstalter und Aussteller Geld, da sie keine Umsätze auf der Messe erzielen. Eine digitale Umgebung birgt außerdem das Risiko, dass sich Cyberkriminelle in das digitale Event hacken und Unternehmensinformationen oder persönliche Daten stehlen. Dieser Gefahr sollte sich jeder Teilnehmer bewusst sein. Das größte Problem aber ist, dass Besucher einer virtuellen Messe die aktuellsten Produkte nicht live testen können. Ob die Besucher ein Produkt kaufen, dass sie zuvor nicht betrachten oder ausprobieren können, ist fraglich.

Virtuelle Messen – eine Alternative zur Absage

Die Alternative punktet vor allem damit, dass sie sowohl für die Firmen als auch für die Messebesucher zeitlich und örtlich unabhängig ist. Solange keine konventionellen Messen durchführbar sind, sollten Unternehmen abwägen: Wenn Interessierte sich lediglich über das Produktportfolio der Firmen informieren möchten, sind virtuelle Messen hierfür eine gute Gelegenheit. Aufgrund der geringeren Teilnehmergebühren lohnt es sich auf jeden Fall, ein digitales Event zu besuchen.

 

Diese Artikel könnte Sie außerdem interessieren: „Videotelefonie-Apps im Vergleich“; „Johannes Löffler – Student und ehrenamtlicher Projektleiter der Hoko 2018“; „Durch die Krise lernen: Online-Bildung in Zeiten der Isolation