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Rund eine Millionen Objekte mit Gefahrenpotenzial befanden sich laut der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Ende 2021 im Erdorbit. Dieser Weltraumschrott stellt eine Gefahr für Raumstationen, Satelliten und zukünftige Weltraummissionen da. 

Rekord mit Folgen für die Raumfahrt

400.000 Kilometer. Mit dieser Entfernung hat die Orion-Raumkapsel der NASA jüngst einen Rekord aufgestellt. Das ist die bisher längste Distanz, die ein menschengemachtes Flugobjekt von der Erde zurückgelegt hat. Doch auch dieser Meilenstein hat einen Nachteil: Er erzeugt Weltraumschrott, der im Orbit die Erde umkreist.

Weltraummüll verstehen

Unter Weltraumschrott, auch Weltraummüll genannt, versteht man menschengemachte Weltraumgegenstände ohne Gebrauchswert. Das sind ausgebrannte Raketenoberstufen, ausgediente Satelliten, verlorengegangene Teile und Trümmerstücke. Sie umkreisen die Erde in 600 bis 36.000 Kilometern Höhe. Am dichtesten ist die Verschmutzung in 800 bis 900 Kilometern Höhe. Dort finden die meisten Raumfahrt-Aktivitäten statt.

Zunehmende Gefahr für die Erde

Etwa eine Millionen Schrotteile, die mindestens einen Zentimeter groß sind, schweben im Erdorbit. Diese Größe reicht durch ihre hohe Geschwindigkeit aus, um Satelliten unbrauchbar zu machen. Vergleichbar ist der Aufprall mit einem Zusammenstoß eines 3er BMWs mit 50 Kilometern pro Stunde auf eine Betonwand.

Weltraummüll, der wieder in die Atmosphäre eindringt, war bisher kaum eine Gefahr für Menschen. Da die Satelliten meistens aus Kunstoffen und Aluminium bestehen, verglühen sie beim Eintritt in die Atmosphäre. „Es ist zwar noch niemandem etwas passiert, aber wir haben jetzt auch mehr Raumfahrtaktivitäten“, so Holger Krag, Weltraummüll-Analyst bei der ESA in einem Interview mit Reset.

Abhängigkeit von Satelliten wächst

Satelliten liefern uns immer mehr Daten, die unseren Alltag bestimmen. Sie ermöglichen Wettervorhersagen, Navigation, Fernsehprogramme oder Flugverkehrsdaten. Mit unserer Abhängigkeit steigt auch die Anzahl der Satelliten weiter an. So wurden laut der Stuttgarter Zeitung in den Jahren 2000 bis 2010 etwas 20 bis 70 Satelliten pro Jahr im Erdorbit platziert. Im Jahr 2022 waren es im Durschnitt schon 170 pro Monat. Die ESA gibt an, dass zurzeit etwa 9.600 Satelliten im Weltall aktiv sind.

Schutz für Satelliten und Raumfahrzeuge

Da die Raumfahrt zukünftig weiter zunehmen wird, ist es wichtig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ein passiver Schutz macht Raumfahrzeuge widerstandsfähiger. So ist die ISS beispielsweise durch sogenannte „Whipple“ Schilde vor Einschlägen durch Objekte bis zu 1,4 Zentimetern Durchmesser geschützt.

Bei größeren Trümmern hilft nur ausweichen. Teile ab zehn Zentimeter können von der Erde beobachtet und deren weitere Flugbahn berechnet werden. Anschließend weicht das Flugobjekt aus. Die ISS hat solche Manöver bereits 15 mal ausgeführt, um Kollisionen zu vermeiden.

Weltraumschrott beseitigen

Um dem Weltraumschrott nicht nur Widerstand nur hinzunehmen, sondern ihn auch zu beseitigen, gibt es bereits eine Methode. Während die meisten aktiven Satelliten auf der geostationären Bahn kreisen, gibt es einen Friedhofsorbit etwa 300 Kilometer außerhalb. Dort können sie verweilen, ohne dass sie andere Flugobjekte behindern.

Im Januar 2022 demonstrierte der chinesische Satellit SJ-21, dass das bereits möglich ist. Er brachte Beidou-2 G2 – einen ausgefallenen, ebenfalls chinesischen Satelliten – in den Friedhofsorbit und sich selbst in eine andere Umlaufbahn. Die genaue Vorgehensweise wurde nicht beobachtet, da diese Aktion direkt vor der Sonne stattfand. Kritiker befürchten jedoch, dass diese Technologie auch als Waffe genutzt werden kann, um etwa fremde Satelliten zu entführen.

Weltraummüll vermeiden

Handeln wir nicht rechtzeitig, wird das Weltall genauso übersät sein von Müll wie die Meere der Erde. Damit das nicht geschieht, liegt es an uns Weltraumschrott zu vermeiden, statt kostenintensiv zu entfernen. Das ist die beste Möglichkeit, um weiterhin sichere Raumfahrtaktivitäten zu garantieren.

 

Quellen:

https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/Weltraummuell_Ein_ueberirdisches_Problem

https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/Wie_gefaehrlich_ist_der_Schrott

https://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-2265/3376_read-5091/