Letztes Jahr hatte ich Glück und konnte eine der neuen NVIDIA RTX 3000er-Grafikkarten ergattern, die kaum erhältlich sind. Schuld an der geringen Verfügbarkeit sind unter anderem Krypto-Miner, die sich diese Karten in Massen kaufen, um damit Bitcoin und andere Kryptowährungen zu „minen“. Minen bezeichnet einfach formuliert bestimmte Kalkulationen der Grafikkarte, für die der Eigentümer Kryptowährung erhält. Da sich diese NVIDIA-Grafikkarten dazu besser eignen als alle anderen, überlegte ich mir, das nicht auch einmal auszuprobieren. Ich meldete mich in einem Mining-Pool an und war startklar.
Wie geht Mining?
Ein Mining-Pool ist ein Zusammenschluss von Minern, bei dem der Pool jedem Mitglied Kalkulationen zuteilt. Jeder im Mining-Pool wird für die von ihm durchgeführten Aufgaben bezahlt. Der große Vorteil ist, dass es so für jeden sehr einfach ist, Bitcoins zu minen.Der Betreiber des Mining-Pools erhält dafür eine kleine Gebühr. Ich musste mich nur registrieren, ein Programm auf meinen Rechner herunterladen und schon konnte es losgehen.
In meinem Fall lässt sich der Miningprozess von der Webseite des Pools steuern. Dort kann ich verschiedene Leistungsstufen auswählen, die unterschiedlich viele Bitcoins einbringen. Die verschiedenen Stufen geben an, wie viele Kalkulationen die Grafikkarte bearbeiten soll.
Immenser Stromverbrauch beim Minen
Durch die fortlaufenden Kalkulationen benötigt die Grafikkarte eine große Menge Strom. Anders als bei mir zuhause sind in professionellen Mining-Farmen mehrere Grafikkarten zusammengeschlossen. Viele dieser Farmen befinden sich aufgrund der geringen Strompreise in Osteuropa und Vorderasien. Dort kostet die Kilowattstunde weniger als ein Zehntel als in Deutschland. Die größte Farm im Iran benötigt zum Beispiel im Jahr 1,5 Millionen Megawattstunden. Das entspricht dem Stromverbrauch von ungefähr 700 Tausend deutschen Haushalten. Da immer noch über die Hälfte des weltweiten Stroms aus Kohle oder Erdgas erzeugt wird, ist der Schaden für die Umwelt erheblich. Schon 2018 hat das Mining einen CO2-Ausstoß von fast 23 Millionen Tonnen verursacht. Das entspricht den Emissionen von Hamburg im gleichen Jahr. Seitdem ist die Zahl der Miner und somit der Energieverbrauch aber noch stark gestiegen.
Produktion und Transport belasten die Umwelt
Die Herstellung elektrischer Geräte erfordert eine Vielzahl an Ressourcen. Bauteile werden aus der ganzen Welt zu den Produktionsstätten transportiert, die meist in China und Taiwan liegen. Im gesamten Produktlebenszyklus einer Computerkomponente entstehen die meisten Treibhausemissionen gleich am Anfang – bei der Produktion. Darüber hinaus ist die Produktion an diesen Standorten weitaus weniger stark reguliert als in Deutschland. Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen kaum eine Rolle. Schließlich werden die fertigen Produkte wieder in die ganze Welt transportiert. Meist per Schiff. Der ökologische Fußabdruck wächst weiter.
Schnellerer Verschleiß durch Dauerlast
Durch die ständige Volllast der Grafikkarten beim Minen nutzen sich die Komponenten schneller ab als bei normaler Nutzung. Wie stark sich dies auf die Lebensdauer der Grafikkarte auswirkt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da noch keine relevanten, unabhängigen Studien über einen längeren Zeitraum durchgeführt wurden. Jedoch ist klar, dass elektrische Geräte, die rund um die Uhr im Einsatz sind, schneller verschleißen. Der dadurch produzierte Elektroschrott gefährdet die Umwelt durch giftige Substanzen, wie zum Beispiel Quecksilber, und wird nur zu einem geringen Teil recycelt. Wenn die Grafikkarten lediglich für Spiele oder zum Arbeiten genutzt werden, ist die Dauer der Last um ein Vielfaches kürzer. Meist ersetzen Nutzer ihre Grafikkarten durch neue Grafikkarten und verkaufen ihre alten weiter. So kann eine Grafikkarte mehr als 10 Jahre genutzt werden.
Für das Klima auf Bitcoins verzichten?
Als ich mich mit dem Mining beschäftigt habe, habe ich sehr viel darüber gelernt. Dass allein das Mining von Kryptowährungen einen so massiven negativen Effekt auf die Umwelt hat, hat mich schockiert. Jedoch ist Mining, also die reine Erstellung, nur ein Aspekt der Bitcoins, die auch noch gespeichert und gehandelt werden. Die Speicherung und der Handel von Kryptowährungen sind ebenfalls sehr Ressourcenhungrig und verschlechtern die Umweltbilanz. Brauchen wir da wirklich eine neue Währung, die solche Nachteile mit sich bringt?
Beim Schreiben dieses Artikels, habe ich im Hintergrund meinen PC für ungefähr zwei Stunde minen lassen und dabei 0,000001 Bitcoin, umgerechnet ca. 0,50 €, verdient. Der Strom hat ungefähr 0,55€ gekostet.
Quellen: Tagesschau, worldbank.org, Heise, Statista, Umweltbundesamt, Gamestar, DW Akademie