Lesedauer: 4 Minuten

Kann eine Maschine einen Menschen imitieren? Der Turing-Test soll die Antwort auf diese Frage liefern. Die TechTalkers haben sich den Ursprung und Ablauf des Tests genauer angeschaut und seine kritische Seite betrachtet.

Turing-Test prüft künstliche Intelligenz

Der britische Mathematiker Alan Mathison Turing formulierte im Jahr 1950 in dem Aufsatz „Computing Machinery and Intelligence“ das „Imitation Game“, den heutigen Turing-Test. Er beschäftigte sich mit der Frage, ob Maschinen denken können. Der nach ihm benannte Test stellt fest, ob ein bestimmtes System das menschliche Denkvermögen imitieren kann. Anfangs handelte es sich beim Turing-Test um einen theoretischen Entwurf. Erst nach Turings Tod und der Verbreitung der künstlichen Intelligenz formulierten Wissenschaftler seinen Entwurf weiter aus. Seitdem werden Turing-Tests im Bereich der künstlichen Intelligenz eingesetzt, um Menschen und Maschinen zu vergleichen.

Wie läuft der Turing-Test ab?

In seiner Grundform besteht der Turing-Test aus einem menschlichen Fragesteller und zwei Gesprächspartnern. Im Test stellt eine Person Fragen und unterhält sich mit den anderen zwei Teilnehmern per Tastatur und Bildschirm. Die Beteiligten befinden sich an verschiedenen Orten und sehen ihre Gesprächspartner nicht. Einer dieser Gesprächsteilnehmer ist ein Mensch, der andere ein Computer.

In den Konversationen versuchen sowohl der Mensch als auch der Computer den Interviewer davon zu überzeugen, dass sie denkende Menschen sind. Während der Computer den Fragenden täuschen möchte, hilft der echte Mensch dem Fragenden dabei, den Computer richtig zu identifizieren. Der Computer besteht den Test, wenn der Fragesteller nicht zuordnen kann, welcher der beiden Gesprächsteilnehmer ein Mensch ist.

Kann ein Computer wirklich so denken wie ein Mensch?

Turing vermutete, dass im Jahr 2020 Computer existieren würden, die sich nach einer fünfminütigen Konversation nicht mehr von einem Menschen unterscheiden lassen können. Der Philosoph John Searle, der das Gedankenexperiment „Das Chinesische Zimmer“ ausarbeitete, behauptete jedoch, dass der Test nicht das Bewusstsein oder die Intentionalität prüft. Er prüfe lediglich, ob der Computer funktioniert.

Im Jahr 2014 soll ein Chatbot namens „Eugene Goostman“, der einen 13-jährigen ukrainischen Jungen simuliert, 33 Prozent seiner menschlichen Chatpartner überzeugt haben, dass er ein Mensch sei. Allerdings behaupteten Kritiker, dass Eugene Goostman die Testpersonen manipuliert habe. „Eugene“ simulierte einen Jungen, der Englisch nicht als Muttersprache sprach. Dies verleitete Juroren dazu, über grammatikalische Fehler hinwegzusehen. Außerdem sei die Konversation, bei gerade einmal zweieinhalb Minuten, viel zu kurz gewesen, um den Test zu bestehen.

Bis heute hat noch kein System den Turing-Test zu hundert Prozent bestanden. Ob die Intelligenz eines Computers wirklich mit der eines Menschen gleichzusetzen ist, bleibt umstritten. Kritiker behaupteten außerdem, dass der Test nicht standardisiert werden kann, da Menschen Individuen sind und jeweils unterschiedlich betrachtet werden müssten.

Chatbots werden vermehrt eingesetzt

Siebzig Jahre nachdem der Turing-Test entwickelt wurde, gewinnen Chatbots zunehmend an Popularität. Viele Unternehmen setzen sie in unterschiedlichen Bereichen ein. Besonders im letzten Jahr haben sie einen enormen Aufschwung erlebt. So hat die Bundesregierung den Corona-Chatbot „C-19“ bereitgestellt, der als virtueller Assistent dient. Die Gefahr, den Chatbot für einen Menschen zu halten, besteht jedoch nicht: Das Gespräch mit einem Menschen kann zum jetzigen Zeitpunkt kein Bot ersetzen.