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Nach hitzigen Diskussionen über die Belegausgabepflicht 2020 gibt es weiterhin keine einheitliche Alternative für Kassenzettel. Welcher Lösungsansatz ist erforderlich, damit sich digitale Kassenbelege durchsetzen können?

Belegausgabepflicht für mehr Steuergerechtigkeit

Mit dem zum 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Kassengesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Daten gilt in Deutschland eine Belegausgabepflicht. Seither gehen die Steuerbehörden verstärkt gegen Betrug an der Ladenkasse vor. Händler sind verpflichtet, nach jedem Kassiervorgang einen Kassenbeleg an den Kunden auszugeben. Dabei ist die Belegerstellung entweder in Papierform oder digital möglich.

Thermopapier schadet der Gesundheit

Herkömmliche Kassenbelege in Papierform lassen sich schlecht sortieren, verblassen, zerknittern oder sind schlecht lesbar. Bei einem normalen Einkaufsbummel sammeln sich leicht mehr als zehn Zettel im Portemonnaie und es wird unübersichtlich.

Die Herstellung sowie die Entsorgung der klassischen Kassenbelege aus Thermopapier stellen ein Problem für die Umwelt dar: Papier herzustellen, verbraucht wertvolle Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie. Die richtige Entsorgung ist besonders wichtig, denn häufig landen die Bons im Altpapier anstatt im Restmüll. Damit gelangen die giftigen Bestandteile des Thermopapiers in die Umwelt.

Thermopapier steht wegen seiner besorgniserregenden Inhaltsstoffe in der Kritik. Zwei der schädlichen Inhaltsstoffe sind die Chemikalien Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS). Der Einsatz von BPA wurde bereits im Jahr 2018 von der EU als „besonders besorgniserregend“ eingestuft und ist seit Einführung der Bonpflicht verboten. Statt BPA könnte nun vermehrt Bisphenol S (BPS) als Farbentwickler zum Einsatz kommen. „Allerdings wurden Bedenken geäußert, dass diese Verbindung ähnliche gesundheitliche Probleme wie BPA verursachen kann“, so die Europäische Chemikalienagentur Echa. Mit der Belegausgabepflicht wird noch mehr schädliches Thermopapier verbraucht. Gibt es eine sinnvolle Alternative zum herkömmlichen Kassenzettel?

Digitale Kassenbelege bieten Vorteile

Ein digitaler Bon hat im Vergleich zu einem klassischen Beleg in Papierform zahlreiche Vorteile: Indem keine Papier-Bonrollen mehr gekauft werden, wird Papier gespart und der damit anfallende Abfall fällt weg. So entlastet ein digitaler Kassenzettel unsere Umwelt, aber auch Gesundheitsbelastungen werden vermieden, wenn kein Thermopapier mehr verwendet wird. Eine digitale Aufbewahrung sorgt für weniger Platz- und Zeitaufwand sowie für weniger Unordnung. Sogar die Steuererklärung lässt sich einfacher verfassen, da digitale Kassenbelege jederzeit abrufbar sind und schneller verwaltet werden können. Ungeachtet dessen, dass digitale Rechnungen als nachhaltig, sicher, steuergültig und zeitgemäß beworben werden, hat sich ihr Einsatz nicht durchgesetzt.

Umsetzung bisher nicht sinnvoll

Einige Einzelhändler bieten bereits verschiedene Apps für digitale Kassenbons an. Stellen Sie sich nun vor, jedes Geschäft, das Sie besuchen, verwendet eine eigene App – wie zum Beispiel Lidl, Edeka oder Rewe. Jetzt haben Sie nach einem Einkaufsbummel zwar weniger Papier im Portemonnaie, dafür aber diverse neue Apps auf dem Smartphone, oder in jedem einzelnen Geschäft Ihre E-Mail-Adresse hinterlegt. Besonders für ältere Menschen würde die digitale Variante ein Problem darstellen, da sie ihr Smartphone nur eingeschränkt benutzen. Auch der Aspekt, gewohnte Strukturen über Bord zu werfen und neue Pläne entwickeln zu müssen, stellt für viele Geschäfte eine Herausforderung dar: Investitionen in neue Kassensysteme sowie die damit verbundenen Folgekosten für den IT-Support oder rechtliche Beratungen.

Normen als Lösungsansatz erforderlich

Die Suche nach einem neuen Weg in puncto Kassenbeleg ist noch nicht vorbei, denn weder digitale Kassenzettel noch schädliches Thermopapier sind derzeit eine sinnvolle Lösung. Damit sich alle Kassenbelege in einer App bündeln lassen, muss es ein einheitliches Konzept geben: eine Norm für Kassensysteme. Bei den Banken hat es bei der Umstellung vom klassischen Banking zum Online-Banking funktioniert. Mit einer Richtlinie (PSD1 bzw. PSD2) wurde damals eine Schnittstelle definiert. Seither gibt es FinTech Banking-Apps, mit denen mehrere Konten – auch von verschiedenen Finanzinstituten – in einer einzigen App bündeln lassen. Etwas Ähnliches, das im Prinzip genauso anbieterübergreifend wie die FinTech Banking-Apps funktioniert, sollte sich auch bei digitalen Rechnungen umsetzen lassen. So wären alle digitalen Kassenbelege der einzelnen Geschäfte an nur einem Ort gebündelt. Nur mit dieser einheitlichen Lösung wird sich der digitale Kassenbon in Zukunft durchsetzen können.