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Lange bestimmten Karten- und Brettspiele die Spieleindustrie. Doch seit dem weltweiten Erfolg des Spiels „Pong“ von Atari aus dem Jahr 1972 hat sich die Welt für Gaming-Fans grundlegend verändert. Seit nunmehr 50 Jahren sind Videospiele nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Und die Begeisterung wächst.

Gaming als Massenmedium

Auf der weltweit größten Videospielmesse, der Gamescom in Köln, präsentiert die Branche jedes Jahr die neuesten Entwicklungen in der Gamingwelt. Hunderttausende Besucher wollen die neuesten Trends rund um das Gaming live erleben.

Die Faszination der Spiele gründet vor allem am enormen Fortschritt der technischen Möglichkeiten. Doch auch psychologische Gründe spielen eine entscheidende Rolle. „Das Spiel ist Schlüssel zur Außenwelt und Wecker der Innenwelt.“ Die Worte des Begründers des Kindergartens Friedrich Fröbel (1782-1852) sind immer noch aktuell. Auch für Videospiele.

Darum spielen wir

Das amerikanische Marktforschungsunternehmen Quantic Foundry wertet seit 2015 die Daten von über 1,25 Millionen Gamern aus. Die Beweggründe für das Gaming bestehen laut dem Unternehmen aus zwölf Motivationen. Diese werden wiederum in sechs Schlüsselpaare aufgeteilt: Die Motivationen spiegeln unter anderem die Wünsche des Menschen nach Erfolg, kreativer Erfüllung und Macht wider.

Action – „Boom!“ Sozial – „Lass uns gemeinsam spielen“ Meisterung – „Lass mich überlegen“
Zerstören (Waffen, Explosionen) Wettbewerb (Duelle, Ranglisten) Herausforderung (Üben, verschiedene Schwierigkeitsgrade)
Aufregung (Action, Überraschungen) Gemeinschaft (Im Team Spielen, Interagieren) Strategie (Vorausdenken, Entscheidungen treffen)
Erfüllung – „Ich will mehr“ Eintauchen – „Es war einmal…“ Kreativität – „Was wäre, wenn?“
Vervollständigen (alle Missionen Erfüllen, alle Items sammeln) Fantasie (jemand anderes sein, an einem anderen Ort sein) Design (Vorlieben in der Spielewelt ausdrücken und anpassen)
Macht (mächtige Charaktere, mächtiges Equipment) Geschichte (aufwändige Plots, interessante Charaktere) Entdecken (basteln, ausprobieren)

Spiel und Spaß für jedermann

Computer spielen im Alltag eine zentrale Rolle, egal ob in der Schule, der Uni, oder im Büro. Videospiele haben sich dabei über die Jahre als gute Ergänzung für das oftmals anstrengende und eintönige Arbeiten am Computer bewährt. Ob Rollenspiel, Shooter, Sportspiele oder Simulationen, von Jung bis Alt ist für jeden etwas dabei. Laut The Gaming Playbook, einer Ausarbeitung des GWI Gaming-Industrie Reports 2022,  ist der durchschnittliche Gamer 33,6 Jahre alt. Der Anteil der weiblichen Spielerinnen liegt bei 42,7%. Die Anzahl der Gamer im Alter von 55 bis 64 Jahren ist zwischen 2018 und 2020 um 32% gestiegen.

Der Gaming-Markt

Allein in Deutschland gibt es über 34 Millionen aktive Spieler. Dementsprechend wird der Branchenumsatz hierzulande im Jahr 2022 auf rund 4,6 Milliarden Euro taxiert, Tendenz steigend.

Der weltweite Gaming-Markt nach Region:

  1. Asien-Pazifik (87,9 Mrd. Euro)
  2. Nordamerica (48,4 Mrd. Euro)
  3. Europa (32,9 Mrd. Euro)
  4. Lateinamerika (8,4 Mrd. Euro)
  5. Mittlerer Osten & Afrika (6,8 Mrd. Euro)

Der chinesische Markt ist mit 50,9 Milliarden Euro Umsatz ganze 20-mal so groß wie der deutsche. Bis 2025 soll er einen Umsatz von über 63 Milliarden Euro generieren. Die Gamesbranche ist somit die größte in der Unterhaltungsindustrie und wächst stetig weiter.

Großer Markt – großes Potential

Durch den wachsenden Markt und das steigende Interesse haben sich auch neue finanzielle Möglichkeiten für Spielefans entwickelt. Mittlerweile lässt sich mit Gaming gutes Geld verdienen. Die eSports-Szene wird Jahr für Jahr größer und es werden immer öfter Turniere für die Besten der Besten veranstaltet. Im Juli 2022 gewann der 19-jährige Umut Gültekin von RB Leipzig die „FIFA 22“ WM in Kopenhagen. Der Deutsche sicherte sich mit seinem Sieg ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar. Doch diese Summe ist im Vergleich zu anderen E-Sports-Veranstaltungen nahezu verschwindend gering.

Mit Gaming und e-Sport zum Großverdiener

Das bislang höchstdotierte eSports-Turnier war „The International 2021“. Dort wurde das Spiel „Dota 2“ gespielt und das Preisgeld belief sich auf rund 41 Millionen US-Dollar. Diese gigantischen Gewinnsummen klingen verlockend. Allerdings ist der Job als e-Sportler nicht einfach und sicherlich nicht für jeden realisierbar. Zwischen acht und zwölf Stunden trainieren die Profis täglich, die Elite sogar noch länger. Andere Freizeitaktivitäten bleiben dabei auf der Strecke oder sind nur schwer vereinbar.

Gewinne sind trotz dieses Aufwands nicht garantiert. Nur ein kleiner Teil der eSport-Profis kann von den Einnahmen leben. Dass jeder ein Stück vom Kuchen möchte, zeigt eine Statistik aus dem Vereinigten Königreich. An britischen Unis gibt es mittlerweile mehr eSport-Teams (685) als Fußballmannschaften (662).

Das Kind in sich wecken

Ob man nun an kompetitiven Turnieren teilnimmt, oder gemütlich nach dem Feierabend ein paar Runden am Computer zockt. Die Faszination für Videospiele zieht sich durch alle Gesellschaftsgruppen und wird auch in Zukunft bestehen bleiben.

 

Quellen:

https://www.sport1.de/news/esports/2022/07/esport-gultekin-gewinnt-fifa-wm

https://resources.newzoo.com/hubfs/Reports/Games/2022_Newzoo_Free_Global_Games_Market_Report.pdf?utm_campaign=GGMR%202022&utm_medium=email&_hsmi=220823342&_hsenc=p2ANqtz–b-_6aXLiZ6fN2yNKFyfGcW-fDe-QCRZ44L2Coi24IRyQOm5_vWvu9mVunuJsY3Jo6XpgS_j7CV_XLMWLWMaiNwWKzjA&utm_content=220823342&utm_source=hs_automation0

 

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