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Wer heute eine aktuelle Videospielkonsole kauft, weiß genau: Die wird über diesen super praktischen HDMI-Anschluss verbunden, den alle modernen Fernseher unterstützen. Doch was ist, wenn die Konsole etwas älter ist und nur einen alten Videostandard „spricht“? Dann muss ein Gerät her, das zwischen damals und heute vermittelt. Ein solches Gerät ist der sogenannte „OSSC“, der Open Source Scan Converter. Mit VGA-, Komponenten- und Scart- Anschluss schlägt er die Brücke zwischen neu und alt. Anhand dreier Konsolen mit unterschiedlichen Anschlüssen habe ich den OSSC auf unterstützte Standards, Nutzer*innenfreundlichkeit und die Features getestet. Kann der OSSC alten Konsolen neues Leben einhauchen?

Handliches Gerät im hochpreisigen Bereich

Der OSSC kostet circa 105 Euro. Ausgestattet ist das handtellergroße Gerät mit einem LC-Display, einem Komponenten-, einem Scart- und einem VGA-Eingang sowie einem 3,5-mm-Klinkenstecker und einem HDMI-Ausgang. Der OSSC benötigt eine externe Stromzufuhr und wird mit einer mitgelieferten Fernbedienung eingestellt.

Getestet werden drei Konsolen mit unterschiedlichen Videostandards

Nacheinander werden drei Konsolen mit unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten an den OSSC angeschlossen, der mit einem modernen Fernseher über HDMI verbunden ist. Getestet werden eine Playstation 1 mit einem weit verbreiteten gelb-weiß-roten Audio/Video-Kabel, eine Playstation 2 mit Komponenten-Kabeln und ein CD-i mit Scart-Anschluss. Diese Geräte sind zwischen 1991 und 2000 erschienen, besitzen also keinen modernen HDMI-Anschluss.

Die Playstation 1 Composite – Kein Bild

Mithilfe eines AV-auf-Scart-Adapters wird die Playstation 1 an den OSSC angeschlossen und der richtige Eingang gewählt. Es erscheint jedoch kein Bild. Laut Anzeige des OSSCs findet er kein Signal. Das liegt daran, dass Composite-Signale vom OSSC generell nicht verarbeitet werden können. Das ist ein echtes Problem, denn diese Art von AV-Kabel war bei den meisten alten Konsolen der mitgelieferte Standard. Nutzer müssen andere Kabel zusätzlich kaufen. Qualitativ hochwertige Kabel kosten zwischen 20 und 50 Euro. Eine weitere Möglichkeit wäre eine 80 Euro teure Add On Box für den OSSC, der das Signal für das Gerät vorher verarbeitet. Dass dieser Standard nicht unterstützt wird, stellt eine große Schwäche des OSSC dar.

Die Playstation 2 YPbPr Komponente – Klar, aber ohne Breitbild

Nachdem das blau-rot-grüne Komponenten-Kabel an den OSSC angeschlossen und der richtige Eingang gewählt ist, funktioniert alles „out of the box“. Das veraltete Signal der Playstation 2 wird korrekt umgewandelt auf dem HDMI-Bildschirm ausgegeben. Hier zeigt sich ein weiteres Problem des OSSCs – der Anamorphic Widescreen. Alte Konsolen, wie die Playstation 2, haben keine Möglichkeit einem Fernseher zu „sagen“ in welchem Seitenverhältnis er etwas darstellen soll. Die Lösung: Gibt ein Spiel ein Breitbildsignal aus, dann wird diese Mehrinformation zusammengedrückt im 4:3 Format ausgegeben und muss manuell vom Bildschirm gestreckt werden. Kann ein Fernseher das nicht, wird ein gestauchtes Bild angezeigt. Eine Funktion zum Einstellen des richtigen Seitenverhältnisses wäre hier sinnvoll. Ansonsten bietet das übertragene Bild eine sehr hohe Qualität ohne zusätzliche Einstellungen. Das YPbPr-Signal über den Komponentenanschluss funktioniert gut.

Das CD-i – RGB Scart – auch der europäische Anschluss funktioniert

Auch beim CD-i wird sofort ein Bild angezeigt, sobald der richtige Eingang gewählt wurde. Dass der OSSC einen Scart-Eingang bietet, ist lobenswert. Der hier verwendete Scart-Anschluss wurde so nur in Europa verbaut, weshalb viele vergleichbare Geräte darauf verzichten.

OSSC – Gutes Produkt für Enthusiast*innen

Generell bietet der OSSC ein gutes Plug-and-Play-Erlebnis – allerdings nur, wenn man zusätzliche Kabel besitzt. Die meisten Nutzer*innen werden mit ihren Standardkabeln kein Bild zu sehen bekommen. Hat man die richtigen Kabel, fehlen dem OSSC Komfortfunktionen, wie das Einstellen des Seitenverhältnisses. Alles in allem ist der OSSC ein Gerät für Enthusiast*innen. Wer bereit ist, zusätzliche Investitionen zu tätigen, erhält hier ein gutes Gerät mit vielen Eingängen. Für Einsteiger*innen, die nur ab und an etwas spielen wollen, setzt der OSSC bei dem Preis zu viel voraus.

 

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