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Adipöse Männer in schwarzen Hoodies, die in abgedunkelten Räumen kauern und auf gleißend helle Bildschirme starren. Der grüne Matrix-Code als Bildschirmhintergrund. Die XXL-Flasche Cola steht neben der Tastatur und die fettig-kalten Pizzareste vom Vortag warten auf den hastigen Verzehr. So und auf gar keinen Fall anders sieht der Arbeitsalltag von einem Hacker aus.

Hacking à la Hollywood – Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Hacker sind, in Hollywood, entweder bösartige Cyberterroristen in schwarzen Skimasken oder langweilige pickelige Analysten in Karohemden, auch bekannt als Nerds. Wir kennen sie aus Serien wie „Navy CIS“ und – die etwas Älteren unter uns – aus Filmen wie „Hackers“. Dem Netflix-Junkie bleibt der Mund offen stehen, wenn er sieht, dass innerhalb von Sekunden durch das Drücken zweier Tasten, Hochsicherheits-Rechenzentren unter Kontrolle gebracht werden. Spannende Musik, hektische Filmschnitte und bedeutungsschwangere Grafiken auf den Bildschirmen lösen Ängste aus und manifestierten ein Bild des Grauens. Wer möchte schon ein unsportlicher ewiger Single bleiben, der mit einem Bein im Knast steht und wie ein Vampir das Tageslicht kaum zu Gesicht bekommt? Kein Wunder also, dass es nur wenige diesen Beruf ausüben wollen.

Augen auf bei der Berufswahl

Gezeigt wird ein Werbeschild mit dem Slogan „CYBER-KRIEGER GESUCHT! - Werde jetzt zum dunklen Helden.“

Eine Stellenausschreibung für den Berufs-Hacker (Bild: Annalena Vogl)

Aber das ist genau das Richtige für Stubenhocker und Außenseiter. Der Weg beginnt im abschlussversessenen Deutschland mit einem Studium zum „Bit-Schubser“ oder besser bekannt als Informatiker. Bei Eltern, die von Ihren Sprösslingen mit einer Immatrikulationsbescheinigung für die Fakultät für Informatik konfrontiert werden, ist die Freude zu Beginn groß. Im Traum sehen sie ihre Kinder schon als die nächsten Mark Zuckerbergs oder Steve Jobs. Aber spätestens, wenn der Satz kommt: „Mama, ich werde Hacker“, gefriert das Blut in den Adern eines jeden Elternpaares und das Traumgebilde fällt in sich zusammen. Mit dem Ende des Studiums haben sich die Eltern endlich beruhigt und bemerkt, dass noch kein Sondereinsatzkommando in ihr Haus gestürmt ist und ihren Sprössling mitgenommen hat. Der Hochschulabsolvent mit der Neigung zu IT-Security hat sehr gute Aussichten auf einen hoch angesehenen Job und Gehaltszahlungen, die nicht von einem Bankraub stammen.

Hacker – Götter der Digitalisierung

Denn, mittlerweile gibt es ein kleines gutartiges Völkchen von Hackern, die sich aber nicht als solche bezeichnen. Sie nennen sich IT-Security-Consultant oder Penetration-Tester. Schon aus Gründen der Ergonomie sitzen Hacker keineswegs in dunklen Räumen. Sie ziehen sich auch kaum schwarze Hoodies an und was ihren BMI anbelangt… viele sind sogar begeisterte Sportler. Hacker sorgen dafür, dass unsere Smart-Home-Systeme nicht verrücktspielen, beim Online-Banking das Geld auf dem Konto bleibt und kritische Infrastrukturen nicht zusammenbrechen. Es ist also höchste Zeit, dass durch Hollywood Filme und Serien etablierte Hackerbild zu korrigieren und von Klischees zu befreien. Hacker sind – im besten Fall – die Heinzelmännchen unserer digitalen Gesellschaft.