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E-Mobilität scheint attraktiver zu werden. Hersteller setzen immer mehr auf das Elektroauto. Doch die Alternative zum Verbrenner ist nicht unumstritten. Kritikpunkte sind die nach wie vor mangelnde Reichweite, ein hoher Bedarf an seltenen Erden wie Lithium und die Frage der Stromerzeugung. Denn nur wenn der Strom nachhaltig erzeugt wurde, machen in Zukunft Elektroautos Sinn.

Das Automobil und der CO2-Ausstoß

Der Hauptgrund für die Verwendung elektrischer Antriebe ist die Vermeidung von CO2-Ausstoß. Die Fahrt selbst erzeugt keine Emissionen. Genau wie bei Verbrenner-Fahrzeugen entsteht jedoch CO2 bei der Herstellung des Elektroautos. Beim Vergleich ist es daher wichtig, den gesamten Produkt- und Lebenszyklus zu betrachten. Das bedeutet, die Herstellung, Nutzung und Bereitstellung von Kraftstoff oder Strom mit einzubeziehen.

Entscheidend für Elektrofahrzeuge ist die Herkunft des Stroms. Wird Strom nur aus Kohlekraftwerken gewonnen, dann ist auch die CO2-Bilanz schlecht. Mit der aktuellen Stromgewinnung in Deutschland erzeugt ein Elektroauto im Vergleich bereits 27% weniger CO2-Emissionen als ein Dieselwagen. Wenn der Ausbau erneuerbarer Energien weiter geht wie bisher, sinkt der Wert auf 40% bis 2025. Ein jetzt neu zugelassenes Elektroauto erzeugt von der Herstellung bis zur Entsorgung weniger CO2, als ein Diesel- oder Benzinauto.

Batterie statt Tank – was passiert mit der Reichweite

Kernelement von Elektroautos sind Batterien. Kritiker betonen häufig, dass eine Batterieladung nicht für weite Strecken ausreicht. Derzeit liegen die Reichweiten zwischen 300 und 600 Kilometern. Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ist jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer. Eine hohe Reichweite eines Autos ist also bei der Hälfte aller Fahrten irrelevant.

Ist die Fahrt länger als die angegebene Reichweite, muss aufgeladen werden. Dafür ist allerdings ein umfangreiches Netz an Ladestationen nötig. An einer normalen Tankstelle findet man nicht immer Stromanschlüsse zum Laden des Elektroautos. Ein Unterschied zum Verbrenner ist beim Aufladen jedoch deutlich: Das Elektroauto kann auch in der Garage aufgeladen werden. Legt man nur Strecken innerhalb der Reichweite des E-Autos zurück, ist man überhaupt nicht mehr auf externe Ladestationen angewiesen.

Wo kommen die Rohstoffe her?

Problematisch ist auch die Gewinnung, von Lithium, das aktuell für Batterien in großen Mengen benötigt wird. Der Abbau findet unter belastenden Bedingungen statt und die Auswirkungen auf die Umwelt können problematisch sein. In vielen Abbaugebieten gibt es weder ausreichende Arbeitnehmer- und Umweltschutzgesetze. Eine Ausnahme bildet zum Beispiel Australien. Woher das Lithium im Elektroauto am Ende kommt, lässt sich aber schwer bestimmen. Einen Teil der Lösung kann das im Juni letzten Jahres verabschiedete Lieferkettengesetz bieten. Damit müssen Hersteller detailliert angeben, von wo Rohstoffe stammen und wie sie weiterverarbeitet werden.

Kohle statt Lithium

Produkte wie das Smartphone haben die Entwicklung von Akkutechnologien bereits massiv vorangetrieben. Batterien werden kleiner, effizienter und auch das Recycling wird vorangetrieben. Außerdem ist Lithium nicht das einzige Element, das zur Batterieherstellung geeignet ist. Bereits 2014 haben japanische Forscher einen Akku entwickelt, in dem Kohle statt Lithium enthalten ist. Die Erforschung weiterer Technologien könnte so auch die Rohstoffproblematik der Elektroautos lösen.

Der direkte Weg ist am effizientesten

Der Elektromotor ist nicht die einzige Antriebsart, die keine Emissionen während des Betriebs ausstößt. Autos können auch mit Wasserstoff oder synthetisch erzeugten Kraftstoffen betrieben werden. Jedoch wird zur Herstellung der Kraftstoffe auch Strom benötigt. Effizienter ist es mit diesem Strom direkt das Auto anzutreiben. Laut dem Bundesverkehrsministerium benötigt ein Elektroauto für 100 km durchschnittlich 18 Kilowattstunden. Im Vergleich dazu verbrauchen andere Fahrzeuge durch die Herstellung des Kraftstoffes deutlich mehr Strom. Beim Wasserstoffauto sind es 54 Kilowattstunden Strom für 100 Kilometer.

An Elektroautos führt aktuell kein Weg vorbei

Bereits jetzt ist ein Elektroauto eine geringere CO2-Belastung, auch wenn dessen Entwicklung noch von Zukunftstechnologien abhängig ist. Mit diesen kann der Vorsprung noch deutlich ausgebaut werden. Eine wirkliche Mobilitätswende braucht dennoch mehr als Elektroautos. Mit durchschnittlich fünf Kilometern Fahrtstrecke ist die Hälfte aller Autofahrten auch mit anderen Verkehrsmitteln wie dem Fahrrad oder öffentlichem Nahverkehr zu bewältigen. Es müssen in Zukunft mehr verschiedene Verkehrsmittel da eingesetzt werden, wo sie am besten und am effizientesten funktionieren.

 

Quellen:

Lithium – Informationen zur Nachhaltigkeit, Malte Drobe, 2020, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe B1.2 Geologie der mineralischen Rohstoffe Arbeitsbereich Bergbau und Nachhaltigkeit Hannover

Informationen zur Raumentwicklung, Heft 12.2009. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Caroline Stöhr

Daten zur Umwelt 2017 – Indikatorenbericht. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau

Mobilität in Deutschland – MiD. Ergebnisbericht. BMVI, infas, DLR, IVT, infas 360. Bonn, Berlin

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