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Die Enthüllungen von Edward Snowden sind weltberühmt. Sie gaben Einblicke in das Ausmaß der Überwachungspraktiken von Geheimdiensten. Doch auch Metadaten aus dem Smart Home liefern Informationen, die von Hackern, Tech-Konzernen und Behörden ausspioniert werden.

Abhören für die nationale Sicherheit

Allein im Jahr 2020 ordneten Richter in Deutschland in 5.222 Strafverfahren Maßnahmen zur Überwachung der Telekommunikation an, so das Bundesamt für Justiz. Dem Staat wird unter gewissen Umständen gewährt, Briefe, SMS, Faxe, E-Mails, Telefongespräche und den Internetverkehr von Bürgern zu kontrollieren. Die Telekommunikationsüberwachung ist erlaubt, wenn zum Beispiel der Verdacht auf Steuerhinterziehung besteht.

Die Zahl der Abgehörten ist im Verhältnis zur deutschen Gesamtbevölkerung gering. Dennoch findet weltweit Technologie-Missbrauch durch Dritte statt. Drastische Abhör-Maßnahmen sind aber oft überflüssig, denn die begehrten Informationen liefern wir in der Regel freiwillig.

Nutzbringende Datensammler zuhause

Das Smart Home gehört für viele zum Alltag: Der Kühlschrank bestellt automatisch Butter, Rollläden fahren in der Mittagssonne herunter und die Heizung ist via Smartphone steuerbar. Die Vorteile vernetzter Geräte sind nicht von der Hand zu weisen. Sie erleichtern den Alltag, sparen Strom und bringen Komfort. Der Luxus birgt aber auch eine Schattenseite: Die Helferlein erzeugen allesamt Metadaten.

Metadaten verstehen

Metadaten, auch Metainformationen genannt, sind strukturierte Daten und enthalten Informationen über andere Daten. Zum Beispiel: Bei einem Anruf, sind die Metainformationen nicht der Inhalt des Gesprächs, sondern die Position des Anrufers, die Länge des Telefonats oder dessen Uhrzeit. Diese Daten lassen sich gegenwärtig leichter automatisiert auswerten als Video-, Sprach- oder Textinhalte. Sie geben Auskünfte über Verbindungen, Bewegungsprofile und Netzwerke.

Unternehmen sammeln „nur“ Metadaten

„Unternehmen wie Facebook, Amazon oder Google sammeln jede Menge Metadaten aus dem Smart Home über uns – und erstellen so Bewegungs- und Psychoprofile. Aber auch Geheimdienste wie die NSA machen das“, so schrieb der WDR Anfang 2020. Viele Unternehmen argumentieren, dass sie nur Metadaten sammeln und nicht den Inhalt von beispielsweise Textnachrichten einsehen können. Dadurch wird Sicherheit suggeriert, die nicht vorhanden ist.

Schon 2014 untersuchten Studierende der amerikanischen Stanford University, dass nur aus den Metadaten von Telefonen detaillierte Informationen über das Leben von Menschen gewinnen lassen. Ein Teilnehmer der Studie rief mehrere Neurologen, eine Spezialapotheke und eine Arzneimittel-Hotline für Multiple Sklerose an. Allein aus den Metadaten ließ sich der Gesundheitsstatus der Person ableiten:

„Eine Vielzahl von Anrufen verrät natürlich mehr als einzelne Anrufe”, so Jonathan Mayer, einer der Autoren der Untersuchung. Darum das Interesse an möglichst vielen Daten, selbst wenn diese auf den ersten Blick in keinem Zusammenhang stehen.

Auch Hacker profitieren von Metadaten aus dem Smart Home

Nicht nur große Konzerne und nationale Behören stürzen sich auf Metadaten. Schon 2017 zeigten Noah Apthorpe und sein Team: Auch Hacker beschaffen sich wertvolle Informationen über den Lebensstil und das Verhalten von Menschen mit Leichtigkeit. Smart Home und gängige Hacker-Methoden liefern zusammen sensible Informationen über die Zielperson. Die Daten verraten zum Beispiel, wann die Bewohner eines Hauses im Urlaub sind, um unbehelligt einzubrechen.

Bürger verlieren Kontrolle

Verwenden Bürger smarte Geräte verlieren sie die Kontrolle über ihre Daten. Einer vollkommenen Überwachung, wie im Roman „1984“ von George Orwell stehen kaum mehr Hürden im Weg. Um das zu verhindern ist geraten nur die nötigsten smarten Geräte zu benutzen.

 

Quellen:

https://blogs.urz.uni-halle.de/informatikundgesellschaft/files/2019/10/Bittner_und_Schreiber.pdf

https://www.zdnet.de/88403332/chancen-und-risiken-eines-smart-home/

 

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