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Ich wache morgens auf und schaue als erstes, was es Neues auf Instagram gibt. Mein Handy ist mein Wecker, meine Unterhaltung, mein Wegweiser, mein Kommunikator, mein Alles. Bin ich handyabhängig?

 

Bin ich handyabhängig?

Seit ein paar Monaten fällt mir auf, dass ich mich in meinem Alltag sehr stark auf mein Handy fokussiere. Dabei bemerke ich insbesondere dieses Verhalten:

  • Wenn ich etwas nicht weiß, schnappe ich mir sofort das Handy, um es nachzuschlagen.
  • Wenn ich keinen Empfang habe oder der Akku leer ist, werde ich unruhig.
  • Wenn ich lerne oder arbeite kann ich es kaum erwarten, in den Pausen das Handy zu benutzen.
  • Wenn ich das Haus verlasse, dann niemals ohne mein Handy.
  • Wenn unliebsame Aufgaben anstehen, lasse ich mich gern von meinem Handy ablenken.
  • Wenn mein Handy aufleuchtet, will ich sofort wissen, was es Neues gibt.

Ich finde das sehr beunruhigend. Ist das noch „normal“? Sind das die ersten Warnsignale oder bin ich schon handyabhängig?

Unsere geheime Bildschirmzeit

Außerdem fällt mir in meinem Freundeskreis auf, dass wir nicht über unsere Bildschirmzeit sprechen. Ich höre oft: „Oh je, du willst gar nicht wissen, wie lang meine ist!“ Doch, ich möchte das sehr wohl wissen, hake aber dennoch nicht nach. Dann wird auch schon das Thema gewechselt. Denn festzustellen, dass wir womöglich suchtgefährdet sind, würde bedeuten, dass sich in unserem Alltag etwas ändern muss. Diese paradoxe Verhaltensweise, die uns vermutlich gar nicht bewusst ist, treibt uns unter anderem in die Handyabhängigkeit.

Neue Gewohnheiten statt echter Momente

Ein anderes Problem besteht darin, dass wir in einer Welt leben, in der wir stets manipuliert werden. Apps werden so programmiert, dass wir sie ständig nutzen wollen. Manchmal bin ich „plötzlich“ auf WhatsApp, obwohl ich eigentlich nur ein Wort googeln möchte. Zusätzlich verspüre ich regelmäßig den Drang, Erlebnisse in den sozialen Medien zu teilen. In besonderen Momenten mit Freunden oder der Familie, greife ich nach meinem Handy, um den Moment festzuhalten. Ich freue mich dann über die Momentaufnahme, aber gleichzeitig verpasse ich den echten Moment.

Wieso sind wir so viel am Handy?

Jede Abhängigkeit ist ein Zeichen dafür, dass wir etwas in einem höheren Maß konsumieren, als es uns guttut. Das gilt auch für das Handy und trotzdem tun wir es. Es scheint, als würden wir mit dem Handy etwas kompensieren. Dann wäre der extreme Handykonsum nur ein Ventil für unser eigentliches Problem. Prokrastination zum Beispiel, also das Handy als Mittel, alles Mögliche zu tun – nur nicht die unangenehme Arbeit, die gerade ansteht. Wenn ich für eine Prüfung lernen will, lenke ich mich gerne so lange mithilfe meines Handys ab, bis der Zeitdruck unerträglich wird und ich das Lernen einfach nicht weiter aufschieben kann.

Die Handyabhängigkeit überwinden  

Zugegeben, mein aktuelles Handyverhalten ist kritisch. Ein Handy ist aber an und für sich ein geniales Gerät. Deshalb möchte ich wieder bewusster mit meinem Handy umgehen. Dafür befolge ich von nun an diese Regeln:

  1. Alle (wirklich alle) Benachrichtigungen von Social Media Apps ausstellen.
  2. Unliebsame Aufgaben sofort erledigen und mit Handyzeit belohnen.
  3. Die tägliche Bildschirmzeit zunächst auf vier Stunden reduzieren.
  4. Zwei handyfreie Sonntage pro Monat, um echte Momente zu erleben.

Vorsätze müssen nicht unbedingt am Jahresanfang gemacht werden. Wer traut sich?

 

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