Lesedauer: 2 Minuten

0 Minuten

Seit dem Hype um „Memes“ im Jahr 2013 benutze ich hauptsächlich Social-Media-Kanäle wie Instagram, Twitter oder Reddit, um Lustiges zu entdecken. Die Plattformen haben sich in den neun Jahren definitiv verändert. ­– Und mit ihnen ich mich auch. Ich finde viele Beiträge nicht mehr lustig, inzwischen eher gar nervig. Wie kam es dazu?

Social-Media und Memes veränderten meinen Humor

Wie unsere ehemalige Kanzlerin Angela Merkel damals sagte: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“, suchte ich zu der Zeit Gleichgesinnte. So erkannte ich nach und nach, dass das Internet einen sehr bunten Humor hat und damit auch mich anspricht.

Ich entdeckte sogenannte „Rage Comics“, humorvolle Bilder von kritzeligen Figuren. Diese zeigen bei alltäglichen Situationen eine übertriebene Reaktion. Schnell kamen auch andere ähnliche Formate hinzu. Solche mit Text versehenen Bilder wurden später als Memes bekannt.

Immer mehr suchte ich nach diesen Bildern, erstellte sie sogar selbst und teilte die Memes anschließend mit anderen Nutzern. Immer mehr Menschen fesselte der Humor. Grund dafür waren der neuartige Humor, hohe Nachvollziehbarkeit und für mich die humoristische Ansicht der Gesellschaft. Die Folgen? Es folgte ein regelrechter Hype.

Kenn ich. Habe ich gesehen. Oh, ist das was Neues?

Auf dem Hype kamen die „Reposts“. Bei diesem Prozess wird der*die ursprüngliche Ersteller*in nicht erwähnt. Ich dachte mir oft: „Wieso soll ich mir etwas Neues ausdenken, wenn ich auch einfach ein altes Bild reposten kann?“ Ein so simpler Akt, der Teilschuld an meiner aktuellen Abstumpfung hat.

Dass ich damit nicht alleine war, zeigte sich im Laufe der Zeit. So sehe ich die gleichen Memes immer und immer wieder ohne Variation. Ich erhalte eine Nachricht von einem Kommilitonen. Angefügt ist ein Meme, das ich schon kenne. Mehr als ein „Kenne ich schon.“ entlockt mir das Bild nicht.

Schnellerer Zugriff durch bessere Technik

Die schiere Masse konsumierter Memes langweilt mich. In neun Jahren veränderte sich viel. Früher war mir der Zugang zu den Social-Media-Kanälen nur durch langsame Browser möglich. Doch heute sieht das Ganze anders aus. Schon bei drei Minuten Wartezeit für die Bahn hole ich mein Smartphone heraus und durchforste Plattformen wie Instagram nach Memes.

Bewegbild macht es mir schwerer

Mittlerweile hänge ich bei Kurzvideos fest. Videos, die im Hochkantformat aufgenommen, schnell geschnitten sind, und eine Laufzeit von maximal 60 Sekunden haben. Mittels eines einzelnen Fingerwisches kann ich besonders leicht zwischen den Videos wechseln. Ganz im Sinne von: „Je schneller, desto besser“. Auf Instagram heißen sie „Reels“, auf YouTube „Shorts“. Kopiert haben beide das Prinzip von TikTok, eine Art Repost unter den Konzernen: Simpel, schnell und süchtig machend.

Ich zeige mit dem Finger auf mich

Wenn ich jetzt immer mehr konsumiere und dabei immer wieder die gleichen Witze und Videos sehe, ist eine Übersättigung unausweichlich. Ich bin abgestumpft. Durch die Digitalisierung entdecke ich Reposts noch öfter, und ich finde sie auch noch schneller nicht mehr lustig. Damit mich ein Meme heute noch zum Lachen bringt, muss es sehr ausgefallen sein. Wie dieses Kriterium erreicht wird, kann ich mir selbst nicht erklären. Ich fühle mich von meinem Humor verraten. Aber was soll ich machen? Social Media vermeiden und hoffen, dass mich Karikaturen in Zeitungen zum Lachen bringen? Nein, danke. So sehr ich den Fortschritt von Social Media auch verachte, so sehr kann ich auch nicht mehr ohne.

Das könnte Sie auch interessieren:

Gezielte Verteilung von Falschinformationen in Sozialen Medien

Soziale Medien ergreifen Maßnahmen für mehr Transparenz und weniger Konkurrenz auf ihren Plattformen

 

Quellen:

Merkels Neuland

TikTok Kopie