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In einer Woche rollt in den deutschen Stadien der Ball: Die UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2024 steht vor der Tür. Der Veranstalter selbst bewirbt das Großereignis als nachhaltigste EM überhaupt. Wir nehmen die geplanten Maßnahmen genauer unter die Lupe.

Enormer CO2-Verbrauch während der EM

Kohlenstoffdioxis (kurz CO2) gilt als die Hauptursache des menschengemachten Klimawandels. Viele Menschen fragen daher kritisch nach der CO2-Bilanz auch von Großveranstaltungen. Auch der Fußball-Europameisterschaft. Laut einer Studie des Öko-Instituts wird die EURO 2024 der Männer etwa 490.000 Tonnen CO₂-Äquivalente verursachen. Das entspricht dem jährlichen Ausstoß von fast 50.000 deutschen Haushalten. Hauptquelle dieser Emissionen ist die Anreise der Fans und der Mannschaften.

Auch die UEFA ist sich des kritischen Blicks der Öffentlichkeit bewusst und hat Maßnahmen angekündigt, die CO₂-Emissionen auf 260.000 Tonnen reduzieren zu wollen. Drei Maßnahmen sind dabei besonders wichtig:

  1. Energieeffiziente Gestaltung der Stadien und Fan-Zonen
  2. Angebot von nachhaltigen Mobilitätskonzepten
  3. Vermeiden und Recycling von Müll

Erneuerbare Energien integrieren und Abfall reduzieren

Im Mittelpunkt der UEFA-Nachhaltigkeistsstrategie für die Spielstätten stehen Energie, Wasser und Abfallmanagement. Um den Energieverbrauch in den Stadien zu verringern, sollen Flutlichtanlagen weniger oft angeschaltet werden. Darüber hinaus werden alle zehn Stadien – ebenso wie die Hauptverwaltung – ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben. Der Wasserverbrauch in den Stadien, Fan-Zonen und Football Villages soll reduziert werden, indem Grauwasser aufbereitet und zur Bewässerung von Grünflächen und Toilettenspülungen verwendet wird. Unter Grauwasser versteht man gebrauchtes Abwasser ohne Fäkalien.

Anreise von Teams und Fans emissionsarm ermöglichen

Zusammen mit der Deutschen Bahn bietet die UEFA während der EM vergünstigte Fahrkarten für nationale Fernverkehrszüge und Interrail-Pässe an. Die öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort sind in das Stadionticket integriert und die Zahl der Parkplätze an den Stadien wird reduziert. So sollen Fans motiviert werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Ob das gelingt, hängt davon ab, ob die Fans das Angebot annehmen und anstatt mit dem Auto oder Flugzeug mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

Müll vermeiden und recyceln

Ein weiterer Fokus der UEFA liegt auf der Abfallreduzierung. Die Veranstalter planen Lebensmittel verpackungsarm zu verpacken, Getränke in mehrfach verwendbare Becher auszuschenken.Überschüssige Lebensmittel werden gespendet und Materialien wie Uniformen der Angestellten und Dekorationen wiederverwendet. Auch bargeldloses Bezahlen soll die Nachhaltigkeitsbilanz der EM verbessern. Laut einem niederländischen Forschungsteam hat bargeldloses Bezahlen einen um 44 Prozent geringeren ökologischen Fußabdruck als Bargeld. Dies liegt vor allem an der Herstellung und dem Transport von Bargeld sowie an der effizienteren Nutzung von Kartenterminals.

Fonds für Klimaschutzprojekte

Um den verbleibenden CO2-Fußabdruck auszugleichen, haben UEFA, DFB und die Bundesregierung den EURO 2024 Klimafonds ins Leben gerufen. Für jede Tonne CO2-Emissionen, die während der Europameisterschaft entsteht, wird ein Beitrag von 25 Euro in den Fonds eingezahlt. Nach der EM steht der Fonds für Klimaschutzprojekte zur Verfügung, insbesondere für kleine Vereine . Diese können sich mit ihren Projekten bewerben und werden im besten Fall mit bis zu 250.000 Euro gefördert.

Wieviel bringen die Maßnahmen wirklich?

Trotz all dieser Maßnahmen wird die EURO 2024 etwa 260.000 Tonnen an CO2 erzeugen. Die Nutzung erneuerbarer Energien, Abfallreduktion und Tickets, die zugleich Fahrkarten sind, sind zudem keine neuen Ideen. Trotzdem können sie einen Beitrag dazu leisten, weniger CO2 zu erzeugen. Allerdings wirken die Maßnahmen nur, wenn sie vom Veranstalter konsequent umgesetzt und von den Fans angenommen werden. Erst nach dem Ende der EM kann beurteilt werden, wie nachhaltig und klimaschonend die EURO 2024 wirklich war.

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Redigiert von: Tobias Klass

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