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Digitale Prüfungsformen sind sehr gefragt bei Studierenden. Das besagt eine Umfrage des ZUG-Projektteams „Digitale Prüfungen“ der Hochschule München. Im Wintersemester 2018/19 befragte das Projektteam 413 Studierende im Anschluss der EXaHM-Prüfungen, welche Prüfungsform sie bevorzugen. Das Ergebnis: Rund 70 Prozent der Studierenden sind der Meinung, das Gelernte am besten in einer PC-Prüfung wiederzugeben. Teamleiterin des ZUG-Projektteams „Digitale Prüfungen“, Dr. Kristina Piecha, erklärt im Interview das digitale Prüfungssystem EXaHM.

Was ist EXaHM?

EXaHM ist das digitale Prüfungssystem, mit dem wir Präsenzprüfungen an der Hochschule umsetzen. Das Projekt befindet sich seit 2018 in der Pilotierungsphase. Seither nutzen wir das System am Ende des Semesters für Leistungsnachweise.

Wie läuft eine Prüfung mit EXaHM ab?

Am Tag der Prüfung starten zwei Leute des EXaHM-Kompetenzteams eine halbe Stunde vorher die Prüfungen an den Rechnern. Anschließend treffen die Lehrenden, die Prüfungsaufsichten und die Studierenden ein. Bevor die Prüfung startet, erklären wir bei Bedarf noch einmal den Ablauf. Außerdem sind wir bei technischen Problemen telefonisch jederzeit erreichbar.
Im Gegensatz zu einer schriftlichen Prüfung überprüft der Lehrende bereits vor Beginn der EXaHM-Prüfung den Studierendenausweis. Das liegt daran, dass wir eine eindeutige Zuordnung der Studierenden zu deren Prüfung benötigen. Die Prüfungszeit startet individuell, sobald der Studierende seine Prüfung mithilfe eines Startercodes beginnt. Nach Ablauf der Zeit beendet das System die Prüfung automatisch. Abschließend überprüfen wir, ob alles auf dem Server angekommen ist und räumen die Arbeitsplätze auf.

Für welche Prüfungsarten eignet sich EXaHM am besten?

Aktuell nutzen wir EXaHM hauptsächlich für Prüfungen, bei denen Softwaretools verwendet werden, die die Studierenden in ihren Praxisveranstaltungen kennenlernen. Mit einer digitalen Prüfung gestalten die Lehrenden den Test anwendungsorientierter und sie entspricht mehr den gewohnten Arbeitsverhältnissen. Besonders attraktiv ist EXaHM daher für Programmierprüfungen mit schriftlichem Prüfungsteil.

Die Studierenden bekommen bei digitalen Prüfungen teilweise Unterstützung durch die Software, die sie bei einer schriftlichen Prüfung nicht hätten. Passen die Lehrenden die Schwierigkeit ihrer Prüfungen dementsprechend an?

Die Dozenten passen die Tests der Prüfungsumgebung an, wodurch sie sich teilweise deutlich zu einer Prüfung auf Papier unterscheiden. Das bedeutet aber nicht, dass die Tests dadurch schwerer oder leichter sind. Eine digitale Prüfung bietet natürlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten als eine schriftliche. Wir empfehlen den Prüfern das auch zu nutzen. Bleiben wir bei dem Beispiel Programmierprüfung: Dort ist eine wichtige Kompetenz, das Debuggen. Jedoch lässt sich das in einer schriftlichen Prüfung schlecht abfragen. Seinen Code auf Fehler zu überprüfen, ist für Informatiker in ihrer späteren Arbeitswelt aber sehr wichtig. Daher raten wir den Test demensprechend anzupassen.

Was unterscheidet EXaHM von anderen digitalen Prüfungssystemen?

Im Vorfeld des Projekts hatten wir uns erst einmal überlegt, ein Prüfungssystem zu kaufen und damit Support und Umsetzung auszulagern. Das Problem ist, dass es mit den anderen Systemen nicht möglich ist, so breit anwendungsorientiert zu prüfen. EXaHM dagegen erlaubt uns viel mehr verschiedene Softwaretools in ein einzelnes Prüfungssystem einzubinden. Außerdem können die Lehrenden mit EXaHM genau eingrenzen, welche Tools das System den Studierenden zur Verfügung stellt. Alles, was wir dem Prüfungssystem nicht zuweisen, verbietet es automatisch.

Einige Studierende haben EXaHM bereits getestet. Wie war das bisherige Feedback?

Wir bekommen viele positive Rückmeldungen. Gerade im Bereich Informatik gibt es einige, die bereits in mehreren Semestern an einer Prüfung mit EXaHM teilgenommen haben. Sie fühlen sich wesentlich sicherer, ihr gelerntes Wissen in einer digitalen Prüfung als in einer schriftlichen unter Beweis zu stellen.
Wir haben aber auch schon eine Spanischprüfung mit EXaHM umgesetzt. Bei dem Test war es vielleicht gar nicht so offensichtlich, warum dieser digital sinnvoll ist. Die Studierenden könnten schließlich Probleme haben, zum Beispiel spanische Sonderzeichen auf der deutschen Tastatur zu finden. Aber auch hier gab es überwiegend positive Rückmeldungen, da die Dozenten detailliertes Feedback gaben und die Prüfung übersichtlicher war. Unterm Strich lassen sich digitale Prüfungen gut mit EXaHM umsetzen und sind bei Studierenden sehr beliebt.

Vielen Dank für das Interview!