Ja, das sind wir! Wie könnten wir sonst rechtfertigen, dass wir täglich 56 Mal auf das Smartphone schauen? Richtig gelesen, ganze 56 Mal am Tag entsperren wir unsere Smartphones. Dieser Wert verringert sich mit dem Älterwerden. Im Rentenalter sind es nur noch neun Mal am Tag. Das besagt die Studie zur globalen Mobilfunknutzung des Wirtschaftsberatungsunternehmens Deloitte. Doch was sind die Gründe für diese Sucht und was können wir dagegen tun?
Telefonieren wir inzwischen mehr?
Nein, das ist nicht der Grund für die ständige Smartphone-Nutzung. Die Top drei Gründe für Smartphone-Nutzung sind mit 61 Prozent das Mobile Instant Messaging, hierzulande in der Regel über Whatsapp, mit 43 Prozent die E-Mail und mit 35 Prozent die sozialen Netzwerke. Die Sprachtelefonie, zu der das Handy ursprünglich dienen sollte, wird weitaus weniger regelmäßig verwendet.
Up-to-date statt out-of-date
Immer müssen wir auf dem Laufenden sein! Zuhause, bei der Arbeit und sogar beim Treffen mit Freunden. Keine Nachricht darf ungelesen oder gar unbeantwortet bleiben. Haben wir Angst, etwas zu verpassen? Etwa die extrem wichtigen Nachrichten in Gruppenchats? Oder vielleicht Fotos, die unsere Freunde oder auch wildfremde Menschen im Urlaub gepostet haben?
Tatsächlich gibt es für solche Symptome eine Erklärung: FOMO – fear of missing out – die ständige Angst, etwas zu verpassen. Hierbei geht es nicht darum, Termine oder Events, die einen interessieren würden, zu verpassen. Es geht vielmehr um die Angst, die Verbindung zum sozialen Umfeld zu verlieren. FOMO ist allerdings die Extreme. Wollen wir mal hoffen, dass unsere Sucht noch nicht im Endstadium ist.
Unterhaltungen sind zweitrangig
Heutzutage neigen wir dazu, schnell mal ein Foto auf Instagram zu posten, ein Video in unsere Story zu laden oder mal eben eine kurze Sprachnachricht an Freunde zu schicken. So sind alle immer auf dem aktuellsten Stand. Das sind selbstverständlich nicht die einzigen Kommunikationswege, aber die schnellsten.
Natürlich kann nicht behauptet werden, dass wir uns deshalb nicht mehr mit Freunden treffen. Aber es ist eine Tatsache, dass wir uns während solcher Treffen oftmals parallel mit unseren Handys beschäftigen. So können keine qualitativen Unterhaltungen stattfinden. Jemand, der sich in solch einer Runde nicht mit seinem Handy beschäftigt, ob aus Höflichkeit oder aus Interesse dem anderen gegenüber, kann sich schnell unwichtig fühlen. Hier sollte es eine klar formulierte Regel geben: Wenn sich jemand mit mir unterhält, fasse ich mein Handy gefälligst nicht an!
Fotos statt Genuss
Laut der Studie nutzen 15 Prozent der Befragten täglich die Kamerafunktion. Das ist ein Wert, der nach Situation variieren kann. Im Urlaub werden bestimmt mehr Fotos geschossen als daheim. Aber müssen wir tatsächlich alles, bis hin zu unserem Essen, fotografieren? Wir halten jede Speise, die wir verzehren und jede Landschaft, die wir erkunden, fest. Natürlich können wir Fotos als Erinnerung machen. Vielleicht sollten wir aber doch versuchen, mehr die Momente zu genießen als zwanghaft alles zu fotografieren.
Kontrolle über Smartphone-Nutzung
Letztendlich ist das Handy für uns natürlich nicht mehr wegdenkbar. Wir sollen Smartphones ja auch gar nicht aus unserem Leben verbannen. Aber: Nicht das Smartphone sollte uns kontrollieren, sondern wir das Smartphone. Terminkalender haben beispielsweise noch niemandem geschadet, vielleicht sollten wir unsere Termine nicht mehr digital, sondern auf Papier festhalten. Vielleicht sollten wir geplante Smartphone-Pausen einlegen. Abends das Handy nicht mehr als Zweitbeschäftigung parallel zum Fernsehen verwenden. Bei Treffen mit Freunden Handys stumm schalten und in der Tasche lassen.
Es gibt diverse Möglichkeiten. Jeder kann und sollte auf jeden Fall die beste Variante für sich herausfinden. Genießen wir unser Leben und hören auf, zwanghaft jeden Moment mit anderen teilen zu müssen. Außerdem: Hören wir doch bitte auf, die Welt durch unsere 12-Megapixel-Smartphones zu besichtigen!