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Der NaWik-Pfeil des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation beschreibt das Grundgerüst erfolgreicher Wissenschaftskommunikation. Die fünf Schritte des Modells sind einfach und lassen sich auf viele Kommunikationsaufgaben übertragen.

Wissenschaftskommunikation in Massenmedien

Wissenschaftskommunikation nutzt viele Kanäle. Traditionell stehen Printmedien, Fernsehen und Radio im Vordergrund. Relativ neu sind digitale Medien, zum Beispiel die Social Media Plattformen wie Twitter, Instagram und YouTube. Die Art, wie Wissen vermittelt wird, unterscheidet sich dabei stark: Zeitungen können ausführlich über Themen berichten. Ein Tweet hingegen ist auf 280 Zeichen beschränkt – wenig Platz für detaillierte Informationen und Erklärungen. Dafür kann ein Tweet besonders schnell über aktuelle Geschehnisse informieren.

Die zwei Bereiche von Wissenschaftskommunikation

Was ist eigentlich Wissenschaftskommunikation? Carsten Könneker definiert Wissenschaftskommunikation als Transfer von Wissen. Ihr Ziel ist, Dialoge mit verschiedenen Zielgruppen zu führen. Die Zielgruppen sind dabei maßgeblich für die Unterscheidung von interner und externer Wissenschaftskommunikation: Interne Wissenschaftskommunikation wendet sich an die Wissenschaftsgemeinde. Externe wendet sich an alle Personen außerhalb dieses Kreises. Zu letzterer gehören beispielsweise die YouTube-Videos.

Mit fünf Bausteinen zum Erfolg

Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation hat die Vermittlung von Wissen in einem Modell vereinfacht. Der NaWik-Pfeil unterscheidet fünf Bausteine: Medium, Thema, Zielgruppe, Stil und Ziel. Fehlt einer der Bausteine, misslingt die Kommunikation. Der NaWik-Pfeil dient nicht nur als Vorbereitung und Wegweiser. Er ist auch ein Instrument, um wissenschaftliche Beiträge systematisch zu analysieren. Die folgenden Schritte zeigen, wie der NaWik-Pfeil in der externen Wissenschaftskommunikation angewandt wird:

Der NaWik-Pfeil ©NaWik

 

Schritt 1: Was wird kommuniziert?

So vielfältig wie Wissenschaft und Forschung sind die Themen, die für die Öffentlichkeit relevant und interessant sind. Wichtig ist, dass Themen zielgruppenspezifisch ausgewählt werden. Alles beginnt mit der Frage, was genau mitgeteilt werden soll. Dabei ist die Unterscheidung von wichtigen Details und vielleicht interessanten, aber nicht unbedingt notwendigen Informationen nicht immer einfach.

Schritt 2: In welchem Medium wird kommuniziert?

Das gewählte Medium entscheidet, wie viele Informationen vermittelt werden können. Es gibt auch vor, wie schnell die Inhalte die Zielgruppe erreichen. Beispielsweise werden Artikel in Zeitungen meistens innerhalb von einem Tag veröffentlicht. Das ist schneller als ein ausführlicher Fernsehbeitrag. Es ist aber langsamer als ein Post in Sozialen Medien. Auch die Anforderungen an die Rezipient:innen sind von Medium zu Medium verschieden. Ein Zeitungsartikel muss aufmerksam gelesen werden, um den Zusammenhang der Informationen zu verstehen. Andere Medien lassen sich auch nebenher nutzen, z. B. Radio und Podcasts. Wieder andere laden dazu ein, sich regelrecht “berieseln” zu lassen. Das bedeutet, ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung funktioniert nicht als Post auf Twitter und umgekehrt ebenso wenig. Die Wahl des Mediums hängt also auch von der Komplexität des Themas ab.

Schritt 3: Wer wird angesprochen?

Die externe Wissenschaftskommunikation richtet sich an Laien und Laiinnen. Das können Wissenschaftler:innen aus anderen Disziplinen sein oder wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Entscheidungsträger:innen. Es können aber auch Menschen sein, die im Alltag gar nichts mit Wissenschaft zu tun und ganz andere Interessen haben. Kurz: “Die” Öffentlichkeit gibt es nicht. Wer Wirkung erzielen will, sollte seine Zielgruppe darum genau bestimmen und möglichst viel über sie wissen: Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf, Interessen, Mediengewohnheiten usw.

Schritt 4: Wie wird kommuniziert?

Der NaWik-Pfeil unterscheidet im Stil zwischen sachlicher und emotionaler oder wertender Kommunikation. Tobias Maier, wissenschaftlicher Leiter des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, stellt fest, dass wissenschaftliche Themen häufig sehr Fakten fokussiert dargestellt werden. Er ist überzeugt, dass es vorteilhaft sein kann, diesen Stil zu durchbrechen. Voraussetzung: Der Stil ist dem Medium angepasst. Stil spiegelt sich zum Beispiel in der Sprache und der grafischen Aufbereitung wider. Auch Fachbegriffe können bei der Kommunikation an Laien verwendet werden. Sie müssen aber erklärt werden. Anschauliche Vergleiche, Bilder und Grafiken helfen, Zusammenhänge zu verstehen. Auch Videos profitieren von grafischen Elementen.

Schritt 5: Was ist das Ziel?

Anhaltspunkte zur Bestimmung des Kommunikationsziele bietet der Wissenschaftsrat. In seinem Positionspapier zur Wissenschaftskommunikation unterschied er sechs Ziele:

  1. Informieren und aufklären
  2. Dialog und Partizipation ermöglichen
  3. Beratung und Problemlösungen anbieten
  4. Bedeutung von Wissenschaft darstellen
  5. Begeisterung für Wissenschaft wecken
  6. Aufmerksamkeit schaffen

Diese Ziele können kaum alle in einem Beitrag erfüllt werden. Darum ist es wichtig, vorab zu bestimmen, welche im konkreten Fall wichtig sind. Dann können die weiteren Bausteine des NaWik-Pfeils entsprechend angepasst werden.

Anfangen leicht gemacht

Der NaWik-Pfeil ist ein einfach anwendbares Instrument der Wissenschaftskommunikation. Die fünf Schritte eignen sich für die Konzeption von Zeitungsartikeln ebenso gut, wie für Videos, Präsentationen oder Blogeinträge. Und für Praktiker und Praktikerinnen der Wissenschaftskommunikation haben sie außerdem den Vorteil, dass sie die eine oder andere Schreibhemmung gar nicht erst entstehen lassen: Anfangen leicht gemacht.

 

Quellen:

Weißschädel, Anne (2017): „Doktoranden, fangt einfach an zu kommunizieren!“. Interview. Unter Mitarbeit von Tobias Maier. Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation; Karlsruher Institut für Technologie. Wissenschaftskommunikation.de. Online verfügbar unter https://www.wissenschaftskommunikation.de/doktoranden-fangt-einfach-an-zu-kommunizieren-8707/, zuletzt aktualisiert am Di, 19.01.2021, zuletzt geprüft am 78, 20.11.2021.

Könneker, Carsten (2012): Wissenschaft Kommunizieren. Ein Handbuch Mit Vielen Praktischen Beispielen. 1st ed. Weinheim: John Wiley & Sons Incorporated, S. 12 ff.

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