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OpenAI und Be My Eyes zeigen: Künstliche Intelligenz schafft Barrierefreiheit für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderungen.

Die Anwendung künstlicher Intelligenz (KI), wie etwa ChatGPT von OpenAI oder Bard von Google, wirft zahlreiche Fragen in Bezug auf Datenschutz und Privatsphäre auf. Zugleich kann diese Technologie auch einen Beitrag zur Barrierefreiheit (Accessibility) leisten – ein Beispiel ist die Partnerschaft zwischen OpenAI und Be My Eyes.

Freiwillige helfen im Alltag

Die im Jahr 2015 veröffentlichte App „Be My Eyes“ des gleichnamigen dänischen Unternehmens vernetzt Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung in Echtzeit mit freiwilligen Helfern. Menschen mit Sehverlust können dafür in der App einen Videoanruf anfordern, um mit einem freiwilligen Helfer verbunden zu werden. „Be My Eyes“ berücksichtigt Sprache und Zeitzone des Betroffenen und wählt einen passenden Helfer. Über sieben Millionen Menschen haben sich seither dazu bereit erklärt, sehbehinderten Menschen in alltäglichen Situationen zu unterstützen, zum Beispiel den passionierten Gamer Michael bei der Navigation von Spielemenüs. Videoanrufe sind jedoch nicht immer die optimale Lösung. Beispielsweise ist nicht immer eine ausreichende Internet-Bandbreite verfügbar. Außerdem zwingt ein Videoanruf Hilfesuchende dazu, ihre Privatsphäre fremden Menschen zu öffnen. Das ist nicht immer angenehm. An dieser Stelle setzt die Partnerschaft von Be My Eyes mit OpenAI an.

Barrierefreiheit durch technologische Partnerschaft

Seitdem das neue Sprachmodell „GPT-4“ von OpenAI veröffentlicht wurde, hat sich der Funktionsumfang der Anwendung bedeutend erweitert. Ursprünglich konnte die KI nur Textnachrichten verarbeiten. Im Anschluss erhielt ein Nutzer dann entsprechende Antworten auf seine Anfragen. Inzwischen analysiert das Sprachmodell jedoch auch Bilder und beantwortet Fragen zu diesen Bildern. OpenAI und Be My Eyes starteten ihre Zusammenarbeit im März 2023 damit, diese Funktion in die „Be My Eyes“-App zu integrieren. Eine zunächst kleine, aber wachsende Nutzergruppe sehbehinderter Menschen gab Feedback und half, die Bildbeschreibungen zu verbessern. Seitdem nutzen über 5.000 Menschen mit Sehverlust den KI-Assistent regelmäßig.

Der digitale Sehassistent

Die Integration von GPT-4 in die „Be My Eyes“-App hat die Einführung einer neuen Nutzerfunktion namens „Be My AI“ ermöglicht, die als virtueller Sehassistent agiert. Nun können Nutzer auch Bilder an den sogenannten „virtuellen Freiwilligen“ senden und Fragen zu diesen Bildern stellen. Die KI analysiert diese Bilder anschließend und beschreibt sie in Textnachrichten, die von einem Screenreader vorgelesen werden. Die Bildinhalte sind dabei nicht auf die reale Umwelt beschränkt. Auch Bildschirmfotos kann der Assistent verarbeiten. Im Vergleich zu herkömmlichen Screenreadern werden dann nicht alle sichtbaren Inhalte wiedergegeben, sondern nur die für den Nutzer relevantesten. Beim Onlineshopping ist zum Beispiel nicht immer eine Beschreibung aller Seitenelemente notwendig. Am wichtigsten sind die Informationen zu den Produkten.

Barrierefreiheit im Alltag: ein Fortschritt

Be My AI wirkt sich immens auf die Barrierefreiheit im Alltag aus. Michael Buckley, CEO von Be My Eyes, hebt in einem Beitrag für OpenAI die Potenziale hervor und betont, wie Nutzer in naher Zukunft durch die KI mehr hilfreiche Informationen erhalten: Blinde und sehbehinderte Menschen sind nicht mehr nur auf die Hilfe freiwilliger Assistenten angewiesen. Das bedeutet für betroffene Personen mehr Flexibilität und Unabhängigkeit im Alltag, denn der virtuelle Freiwillige ist jederzeit verfügbar und kann auch ohne Telefonat Echtzeitinformationen vermitteln.

Der virtuelle Freiwillige verbessert die reale Welt

Der virtuelle Freiwillige zeigt, wie künstliche Intelligenz dazu eingesetzt werden kann, das Leben für blinde und sehbehinderte Menschen positiv zu verändern. „Be My AI“ demonstriert, welche Chancen sich ergeben, wenn Technologieunternehmen zusammenarbeiten, um mit digitalen Anwendungen die Barrierefreiheit in der realen Welt zu verbessern.

 

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Quellen (Quellen wurden vom Autor übersetzt):

OpenAI – Customer Story

Be My Eyes – Introducing: Be My AI