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Keine roten Ampeln mehr – welcher Autofahrer träumt davon nicht? Ford testet, wie der Straßenverkehr in Zukunft durch Vernetzung ohne Ampelschaltung auskommen soll. Audi und VW arbeiten an einer anderen Vernetzungstechnik, die ebenfalls Zeit spart und Nerven schont. Erste Tests dieser Vernetzungstechniken laufen bereits.

Fahrzeuge kommunizieren untereinander

Die Vorstellung, dass Fahrzeuge an einer Kreuzung knapp aneinander vorbeifahren, ist für viele Leute ziemlich gruselig. Wer sich diese Situation an einer Kreuzung in Realität vorstellt, bekommt sicher schon schwitzige Hände. Deshalb sollen die Fahrer künftig nicht mehr manuell die Geschwindigkeit regulieren. In Zukunft sollen Assistenzsysteme oder autonome Fahrzeuge die Geschwindigkeit anpassen.

Ford hat hierzu im Oktober 2018 ein experimentelles Connected-Mobility-System mit dem Namen „Intersection Priority Management (IPM)“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein System, das auf der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation basiert. Die Fahrzeuge sind mit W-LAN-Einheiten ausgestattet. Dadurch können Fahrzeuge in Echtzeit ihre Position, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung mit anderen Fahrzeugen austauschen. Ein Algorithmus entscheidet, wer zuerst eine Kreuzung passieren darf. Das System gibt den Fahrern die optimale Geschwindigkeit. Ford hat noch keinen konkreten Vorschlag, wie das System Fußgänger und Radfahrer in diese Infrastruktur integriert. Ford-Sprecherin Monika Wagener sagt hierzu: „Sie können bei der Umsetzung von Fahrzeug-zu-X-Kommunikation nicht eingebunden werden, da die Daten von fahrzeugspezifischen Modems übertragen werden.“ Da das System Radfahrer und Fußgänger nicht in die Infrastruktur integriert, werden weiterhin Ampeln für diese Zielgruppe benötigt.

Konzepte der Konkurrenten

Audi und Ford versuchen die Stoppzeiten an Ampeln deutlich zu reduzieren. Das Vorgehen ist jedoch anders. Mit der „Car to X“ – Kommunikation kommunizieren Fahrzeuge in Zukunft direkt mit Ampeln. Das sogenannte „Traffic Light Information System“ erkennt, wann die Ampel umschaltet. Daraus errechnet das System, die Geschwindigkeit, um bei Grün über die nächste Ampel zu kommen oder sogar eine „grüne Welle“ zu erwischen. Zudem zeigt ein Countdown an, wann die Ampel umschaltet. Dieser Echtzeit-Datenaustausch ist in einigen Städten in den USA bereits im Regelbetrieb, zum Beispiel in Las Vegas seit Ende 2016.

Auch Volkswagen und Siemens arbeiten an dieser Technologie. In Kooperation mit der Stadt Wolfsburg entsteht bereits ein Testabschnitt, auf dem Signalanlagen mittels W-LAN die Ampelphasen senden. Jedoch stellen die beiden Konzerne den Sicherheitsaspekt in den Vordergrund. Sensoren an Ampeln sollen zum Beispiel den Fahrer an einer Kreuzung vor Radfahrern warnen.

Gewinner und Verlierer der Technologie

Die Hauptprofiteure sind die Autofahrer, da sie Zeit, Nerven und Sprit sparen. Einer Studie der Vergleichswebsite „Confused.com“ zufolge, verbringt der Durchschnittsautofahrer zwei Tage pro Jahr damit an roten Ampeln zu warten. Hinzu kommt, dass an Kreuzungen auch 60 % der Unfälle passieren.

Auch die Umwelt profitiert, da die Fahrzeuge weniger beschleunigen und bremsen. Das wirkt sich positiv auf den Spritverbrauch und somit die Schadstoffbelastung in Städten aus. “Wären alle Ampeln in Deutschland vernetzt, könnten wir im Jahr 900 Millionen Liter Kraftstoff einsparen. Das entspricht über zwei Millionen Tonnen weniger an Kohlendioxid”, behauptet der ehemalige Konzernchef von Audi, Rupert Stadler.

Wer jedoch nicht profitiert, sind die Fahrzeughersteller. Sie verdienen an dieser Form der Vernetzung erst einmal nichts, tragen aber die Kosten für die W-LAN-Ausrüstung der Fahrzeuge. Diese Kosten übertragen die Fahrzeughersteller auf die Kunden. Vernetzte Fahrzeuge sind dadurch im Vergleich zu nicht vernetzten Fahrzeugen bemerkbar teurer, was wiederum zu niedrigeren Verkaufszahlen führt. Ich behaupte, dass deshalb die Idee von vernetzten Fahrzeugen nicht vorangeht. Zudem muss das Infrastruktur-Netzwerk der Städte enorm wachsen. Dazu ist die Kooperation von den Herstellern der Vernetzungstechnologien und den staatlichen Akteuren entscheidend.