„Ziel der Sono Motors GmbH ist es, zu einem etablierten Automobilhersteller mit Fokus auf Elektrofahrzeuge mit alternativer Antriebs-, Mobilitäts- und Ladetechnik zu werden“, so heißt es im Businessplan der Sono Motors GmbH aus München. Seit sechs Jahren arbeiten die Gründer Jona Christians, Laurin Hahn und Navina Pernsteiner nun schon an diesem Vorhaben. Und es hat sich gelohnt.
Begonnen hat alles im Jahr 2012 mit der Idee, ein Auto allein durch Solarenergie zum Fahren zu bringen. Mehrere Monate arbeiteten Laurin Hahn und Jona Christians in der heimischen Garage heimlich daran, Solarzellen auf einem Renault Twingo anzubringen. Im Sommer 2013 hatten die beiden den ersten Erfolg: der Twingo fuhr tatsächlich nur durch Solarenergie. Zusammen mit Hahns ehemaliger Mitbewohnerin Navina Pernsteiner gründeten die Entwickler 2016 das Start-up Sono Motors. Pernsteiner entwickelte sowohl den Namen als auch das Logo und brachte eine Crowdfunding-Kampagne ins Rollen. Diese sollte zeigen, ob die Endverbraucher an einem solarbetriebenen Auto interessiert wären und bereit sind, das Unternehmen bei der Entwicklung des Prototyps zu unterstützen. Die Crowdfunding-Einnahmen von über 850.000 Euro sprachen für sich. Heute arbeiten bei Sono Motors rund sechzig Angestellte daran, dass der Sion 2019 auf den europäischen Straßen fährt.
Alternative Energie – ja bitte! Aber was macht den Sion so besonders?
Der Sion ist ein selbstladendes Elektroauto. Diese besondere Funktion wird durch die in der Karosserie integrierten Solarpanels ermöglicht. Klingt logisch und selbstverständlich in Zeiten, in denen auf beinahe jedem Hausdach Solarmodule angebracht sind. Warum also nicht auch auf einem Auto. Doch tatsächlich waren die Jungunternehmer aus dem Münchener Umland die ersten, die eine derartige Erfindung patentieren ließen. Mittels der Solarpanels kann der Sion seine Batterie selbst laden. An einem sonnigen Tag können bis zu dreißig Kilometer Reichweite allein durch Sonnenenergie generiert werden. Personen, die täglich nur kurze Strecken mit dem Auto zurücklegen, könnten mit dem Sion mehrere Tage fahren, ohne ihn aufladen zu müssen. Ein bidirektionales Ladesystem ermöglicht es die Batterie des Sions zu be- und entladen werden kann. Mittels handelsüblichen Haushaltssteckern (SchuKo) kann das Solarauto als mobile Stromversorgung genutzt werden. Neben der technischen Raffinesse überzeugt Sono Motors mit Umweltbewusstsein. Unter dem Namen „goSono“ macht der Mobilitätsanbieter das Prinzip des Carsharings für Privatpersonen praktikabel. Die Käufer erwerben mit dem Sion ein Auto, das Power-, Ride- und Carsharing geeignet ist. Das alles wird über eine App gesteuert: Strom, eine Mitfahrgelegenheit oder den Sion selbst teilen, funktioniert mit dem Smartphone. Das soll dafür sorgen, dass die Autos genutzt werden und ein Carsharing-Netz entsteht, das nicht am Ortsrand endet – wie es zurzeit bei den meisten Anbietern der Fall ist. Die gesamte Ausstattung des Sions entspricht aktuellen Standards, bis auf das Luftfiltersystem „breSono“. Das besteht aus einem speziellen Moos im Armaturenbrett, welches bis zu zwanzig Prozent Feinstaub aus der Luft filtert. Möglich wird das aufgrund seiner natürlichen elektrischen Anziehungskraft.
Sion erfüllt alle Ansprüche an Elektroautos
Betrachtet man die Datenlage, sieht es wie folgt aus: Der Prototyp des Sions entspricht einer Kompaktklasse, ist 4,11 Meter lang und wiegt mit Batterie 1,4 Tonnen. Mit vollgeladener Batterie und unter Normalbedingungen erreicht er eine reale Reichweite von 250 Kilometern. Der Kaufpreis beträgt ohne Batterie 16.000 Euro. Die Batterie ist mit einer Kapazität von 35 Kilowattstunden zu erwerben und soll weitere 4.000 Euro kosten. Vergleicht man den Sion mit dem Renault Zoe, dem in Deutschland meistverkauften Elektroauto, kann er durchaus mithalten. Der Renault Zoe ist ein Kleinwagen, vier Meter lang und wiegt mit Batterie ebenfalls knapp zwei Tonnen. Der Zoe kostet inklusive Batterie und einer Reichweite von 240 Kilometern 22.000 Euro. Mit einer stärkeren Batterie, mit einer Normreichweite von 403 Kilometern, liegt der Kaufpreis bei 24.700 Euro. Diese Faktoren, also Geräumigkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis, könnten vor allem für junge, umweltbewusste Familien ausschlaggebend sein.
Der Sion kann durchaus mit den bereits auf dem Markt etablierten Elektroautos konkurrieren. Denn gerade im Deutschen Marktsegment sind für Kunden vor allem Preis und Reichweite wichtig. Das Elektroauto soll dabei nicht mehr als ein Auto mit Verbrennungsmotor kosten, was durchaus realisierbar ist. Die Erwartungen an die Reichweite sind hierzulande jedoch häufig unrealistisch, da sich die Endverbraucher an Autos mit Verbrennungsmotor orientieren. Als Richtwert kann dazu die durchschnittliche Reichweite von Elektroautos betrachtet werden, die 2016 bei rund 240 Kilometern lag.
Der Sion ist eine Entwicklung, die Anklang findet. Ebenso, wie die Philosophie hinter Sono Motors, durch den Umstieg zu alternativen Antriebs- und Mobilitätstechniken selbst etwas für eine bessere Umwelt zu tun. Diese Einstellung sowie die technische Realisierung des Sions haben bereits über 6.000 Menschen dazu bewegt einen Sion zu reservieren. Wie sich das elektrogetriebene Solarauto in der Realität gegen die großen Automarken bewährt, zeigt sich im kommenden Jahr. Denn laut Sono Motors steht der Markteintritt 2019 fest.