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Die Klimakrise gibt es trotz Corona-Pandemie. Eine Folge des Klimawandels ist der Mangel an sauberem Wasser in vielen Regionen. Das filterlose Wasserreinigungsverfahren „CyFract“ ermöglicht eine robuste und kostengünstige Wasserreinigung, deren Funktionsweise ein erster Prototyp demonstriert. Erfinder Tayyar Bayrakci spricht im Interview über mögliche Einsatzgebiete und CyFracts Rolle in der Klimakrise. Tayyar Bayrakci und sein Team entwickeln CyFract im Start-up-Inkubator der Hochschule München.

Porträt von Tayyar Bayrakci, Erfinder von CyFract.

Porträt des CyFract-Erfinders Tayyar Bayrakci. (Bild: CyFract, bearbeitet durch: Sarah Schmidt)

Was hat der Name CyFract zu bedeuten?

CyFract scheidet durch einen Zyklonwirbel Partikel mit höherer Dichte und Schwebstoffe aus schmutzigem Wasser ab. Auf diese Weise reinigt das Verfahren ohne Filter. Der Name ist ein Akronym für Cyclone-Flow-Fractionation, Zyklon-Fluss-Fraktionierung. Wir dachten an einen griffigen, knackigen Namen und ich denke, das ist gelungen.

Wo wird die CyFract-Wasserreinigung eingesetzt?

Die Einsatzvariante, die mich persönlich über lange Jahre motiviert hat, ist das Thema Meerwasserentsalzung. Dabei geht es nicht um die Entsalzung an sich, sondern um ein Verfahren zur Abscheidung von nicht gelösten Feststoffpartikeln. Bei der Meerwasserentsalzung hat man es mit Wasser zu tun, in dem alles Mögliche herumschwimmt: Organismen, Algen, Staub und Dreck. Da ist unserer Überzeugung nach der größte Nutzen möglich. Um das Wasser jetzt noch trinkbar zu machen, muss es weitere Reinigungsschritte durchlaufen.

Wie stellt ihr euch den Einsatz von CyFract in abgelegenen Regionen vor?

Die gängigste Wasserreinigungstechnologie ist die Filtertechnologie. Filter haben den großen Nachteil, dass Sie verschleißen. Fachpersonal spült diese Filter regelmäßig und wechselt Verbrauchsmaterialien aus. Um die Funktion aufrechtzuerhalten, wird also eine Lieferkette für Ersatzteile und Reinigungsmittel benötigt.

Unsere Technologie dagegen ist wirklich sehr simpel und wartungsarm. Stark vereinfacht ist sie vergleichbar mit einem Rohr. Es wird kein Biofouling (Verfaulen) und Scaling (Verstopfen) auftreten, da es ein durchlaufendes Verfahren ist (Definition Biofouling und Scaling). Das heißt, das Wasser fließt so schnell durch, dass sich nichts ablagern beziehungsweise ansiedeln kann.

Es ist im Grunde genommen eine Plug und Play Technologie: CyFract vereinfacht den Vorreinigungsschritt von Wasser massiv. Das senkt den Aufwand an Investitionskosten und Betriebskosten beträchtlich. Damit können Anlagen auch in Regionen eingesetzt werden, in denen die Kosten das normalerweise nicht ermöglichen.

Was ist an CyFract nachhaltig?

CyFract ist insofern nachhaltig, dass unser Ansatz eine extrem energieeffiziente Technologie liefert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Filtertechnologien oder anderen Zyklonabscheidern, realisiert CyFract mit geringem Eingangsdruck einen hohen Durchsatz.

Wie sieht sich das Team von CyFract in der Klimakrise?

Durch die Energieeffizienz und den geringeren Energieaufwand sind die CO2-Emissionen im Vergleich zu anderen Technologien deutlich geringer. Filtertechnologien brauchen bei längerem Betrieb beispielsweise 5 bar Eingangsdruck. CyFract arbeitet mit einem Eingangsdruck von 0,5 bis 1 bar. Das heißt, wir brauchen ein Fünftel der Energiemenge, die für bisherige Filtertechnologien aufgewendet werden muss. CyFract ist damit eine grüne Technologie.

Kannst Du uns Einblick in euren Weg zum Prototypen geben?

Inzwischen ist es tatsächlich gelungen, einen Prototyp zu bauen, der den Effekt des CyFract-Prinzips wirklich zeigt. Er besteht aus einem zwei Meter langen Rohr mit 30 Millimeter Durchmesser und einer Abscheidekammer.

Jetzt geht es darum, diesen Prototypen weiter zu optimieren und so einen technisch relevanten Wirkungsgrad herauszuholen. Unseren Versuchsaufbau mussten wir noch mal aufrüsten, da sind wir jetzt voll dabei. Wir erwarten in den nächsten zwei bis drei Monaten einen Prototyp, der dann nochmals deutlich bessere Ergebnisse in Bezug auf den Wirkungsgrad bringt.

Gibt es noch etwas, das Du sagen möchtest?

Wir freuen uns auf Studenten und Absolventen, die sich für dieses Thema begeistern und an der Umsetzung mitwirken wollen.

Vielen Dank für das Interview!