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Internet of Things in Fabriken, intelligente Maschinen und selbstfahrende Lastenzüge – für alle diese technologischen Neuheiten und viele weitere steht die Bezeichnung „Industrie 4.0“.

Im Jahre 2011 wurde der Begriff auf der Hannover Messe, einer der größten Industriemessen weltweit, erstmals vorgestellt. Er stand für eine Vision, die für ein völliges Umdenken in der bisherigen Industrie sorgen sollte. Eine zeitgemäße Wortkomposition für eine neue industrielle Revolution. Heute, über acht Jahre später, hat fast jeder von „Industrie 4.0“ gehört.

Aber wie weit ist diese Revolution? Hat sie überhaupt schon begonnen oder ist sie an uns vorübergegangen, ohne es bemerkt zu haben?

Ein Blick in die Industriegeschichte

Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich mit der Entdeckung der Dampfmaschine die Mechanisierung. Rund 100 Jahre später löste elektrische Energie die Dampfturbinen in Fabriken ab und die Fließbandarbeit entstand. Um 1970 begann mithilfe von Computern die Automatisierung. Erstmals waren Maschinen durch Algorithmen in der Lage, komplexe Handlungsschritte selbstständig zu absolvieren. Jetzt – Anfang des 21. Jahrhunderts – wird die Industrie ein weiteres Mal revolutioniert. Dieses Mal mithilfe des Internets.

Was genau ist Industrie 4.0?

Das Onlineportal „Industrie-Wegweiser“ bezeichnet als Industrie 4.0 die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie. Technologien wie das Internet of Things oder das 5G Netz gewährleisten dabei einen konstanten Informationsaustausch. Das bedeutet, dass verschiedene Systeme in einer Prozesskette digital miteinander verknüpft werden. Daten werden direkt ausgetauscht und übernommen, ohne dafür ein Blatt Papier auszudrucken oder einen Mittelsmann zu bemühen. Fehler werden schneller erkannt und können besser behoben werden.

So ist eine Maschine beispielsweise in der Lage, selbstständig Materialien nachzubestellen oder bei Problemen direkt den verantwortlichen Sachbearbeiter zu kontaktieren. Der permanente Dialog und Informationsaustausch aller Teilnehmer innerhalb einer Prozesskette macht diese zudem flexibler. Beispielsweise könnten Elemente von Turnschuhen auf die individuelle Fußform des Käufers angepasst werden, ohne dass die Fließbandproduktion ins Stocken käme.

Doch nicht nur in den Fabriken lassen sich diese Technologien nutzen. Auch bereits verkaufte Produkte sind in der Lage, dem Hersteller Daten bezüglich ihrer Nutzung oder ihres Zustandes weiterzugeben. Das ermöglicht zielgruppennahe Verbesserungen oder die Ausführung von Wartungsarbeiten, noch bevor es beim Kunden zu Problemen kommt.

Wie weit ist die vierte industrielle Revolution bereits fortgeschritten?

Aus einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom  aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass fast alle befragten Firmen Strategien für die Digitalisierung vorantreiben. Nur zwei Prozent gaben an, keine Bemühungen in diese Richtung zu unternehmen. Vor allem die Automatisierung von Herstellungsprozessen und eine flexible Produktion wurden als priorisierte Ziele genannt. Die meisten Ansätze zur Digitalisierung sind allerdings noch in der Planungsphase oder werden als Pilotprojekte getestet. Grund dafür ist, dass viele Innovationen noch nicht ausgereift genug sind, um sie effektiv zu nutzen. Ein Beispiel hierfür wäre die Blockchain-Technologie. Obgleich sie als betrugssichere, dezentrale Datenbank durchaus Anwendung finden könnte, ist die verbundene Rechenleistung bisher noch viel zu hoch. Lesen Sie zu diesem Thema mehr unter „Was ist die Blockchain? Herkunft, Nutzen und Aussichten“.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das Thema der Datensicherheit. Wenn alle Informationen elektronisch übermittelt und abgespeichert werden, ergibt sich für Unternehmen ein erhöhtes Risiko für Cyberattacken. Neben der unausgereiften Technik führt der BDI fehlende Gesetzesnormen und Standards für die unterschiedlichen Industriesektoren als Problem an. In einem Beitrag zu den rechtlichen Herausforderungen der Digitalisierung fordert er ein schärferes Augenmerk auf die rasante technische Entwicklung dieser Branche.

Die Revolution hat bereits begonnen

Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Seit Jahren wird versucht, Arbeitsprozesse zu digitalisieren und zu automatisieren. Trotz allem befinden wir uns erst am Anfang. Wie lange das alles dauern wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestimmen. Die Bereitschaft der Unternehmen, sich auf die Digitalisierung einzulassen, geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.

Quellenverzeichnis: Frick, Thomas W, 2014, Industrie 1.0 bis 4.0 – Industrie im Wandel der Zeit