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Seit dem Start der ersten U-Bahn vor 50 Jahren haben sich die öffentlichen Verkehrsmittel in München stark verändert. Schwammerlzucht, Dampftrambahnen, Bunkertunnel…
Bei einer immer weiterwachsenden Stadt stehen Veränderungen an der Tagesordnung. In diesem Bericht schauen wir uns vergangene Entwicklungen etwas genauer an.

Zwischen Dampf und Pferdehufen

Die erste Trambahn hatte wenig gemein mit der Technik von heute. Pferde zogen die Wägen durch die Stadt. Doch die wenigen Bahnlinien reichten den Münchnern nicht aus. Sie forderten unter anderem eine Anbindung zum Schloss Nymphenburg zur Sommerresidenz der Wittelsbacher. Nach intensivem Diskurs mit dem Hofmarschall entstand eine neue Anbindung. Anstelle galoppierender Pferde fuhren hier nun dampfbetriebene Trambahnen. Mit 30 PS und 6 km/h pendelten die ersten vier Modelle vom Stiglmaierplatz bis zum Nymphenburger Schloss.

Die Elektrifizierung der Tram

Der Magistrat der Stadt erteilte im Jahr 1894 die Zustimmung zur Elektrifizierung der gemeindlichen Linien. Zwischenzeitlich waren sowohl pferde-, dampfbetriebene als auch E-Trams gleichzeitig im Einsatz. Schon bald sollten es jedoch nur noch Elektrische sein. Die letzte Pferdetram fuhr am 1. November 1900. Dampftrambahnen wurden schon vier Monate vorher aus dem Verkehr gezogen. Binnen fünf Jahren waren alle Trambahnen in München elektrifiziert. Ein kontinuierlicher Ausbau des Netzes wurde gleichzeitig zur Normalität. Zunächst war ausschließlich männliches Personal eingestellt.

Erster Weltkrieg und Schaffnerinnen

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges stagnierte der Ausbau der Öffentlichen, nicht jedoch ihre Nutzung. Viele Männer waren an der Front. Dem Münchner ÖPNV fehlte Personal. Darum wurden erstmals bis zu 770 Schaffnerinnen eingestellt, um den Mangel zu kompensieren. Nach Kriegsende und die Rückkehr der Soldaten nahmen Männer wieder den Platz der Schaffnerinnen ein.

Der nächste Schritt: Die Schnellbahn

Im Dritten Reich sollte München über eine Schnellbahn verfügen, die im Untergrund fährt. Gebaut wurde von 1938 bis 1941 vom Goetheplatz bis zum Sendlinger Tor. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges konnte der 560 Meter lange Tunnel jedoch nicht fertiggestellt werden. Bei den Luftangriffen diente er auch als Luftschutzbunker, geriet nach dem Krieg aber wieder in Vergessenheit und wurde in den 50ern sogar für eine Schwammerlzucht benutzt.

Der Beginn der U-Bahn

Am 1. Februar 1965 begannen die Bauarbeiten an einer neuen Untergrundbahn. Doch erst mit der Vergabe der Olympischen Spiele an München im darauffolgenden Jahr nahm der Bau Fahrt auf. Geplant war eine Verbindung vom Goetheplatz bis zum Kieferngarten. Dabei wurde der Tunnel von 1941 zwischen Goetheplatz und Sendlinger Tor benutzt. Um den Tunnel vollständig nutzten zu können, musste die im Krieg beschädigte Verbindung unter anderem von Grundwasser befreit werden. Am 19. Oktober 1971 fuhr schließlich die erste U-Bahn. Die Verbindung zu dem Veranstaltungsort der Spiele kam im Folgejahr mit der Linie U3 hinzu.

Elektrische Busse sind keine Zukunftsmusik

Im Dezember 2020 setzte die MVG den ersten E-Gelenkbus ein. Doch schon 1948 beschloss die Gesellschaft einen Bus mit alternativem Antrieb in Kraft zu nehmen: den sogenannten Oberleitungsbus. Namensgebend wurden die komplett elektrischen Busse mittels Oberleitungen betrieben. Die Leistung der Busse betrug zwischen 120 und 125 PS. In den 50ern beschloss die Verkehrsgesellschaft auf Dieselbetrieb umzustellen, da Dieselbusse zu dieser Zeit kostengünstiger waren. Im Jahr 2017 äußerte sich die MVG zu einem möglichen Wiederbetrieb der O-Busse: „Sie sind im Netz nicht freizügig einsetzbar“, so die Pressestelle zur Zeitung „Tz“. E-Busse seien laut MVG die Zukunft.

Gegenwart. Nächster Halt: Zukunft

Mit 702 U-Bahnwägen, 134 Straßenbahnzügen und insgesamt 675 Bussen sind die öffentlichen Verkehrsmittel in München das zweitgrößte kommunale Verkehrsunternehmen in Deutschland (Stand 2019). Das Streckennetz erstreckt sich über 688 Kilometer. Im Jahr 2019 wurden 615 Millionen Fahrgäste transportiert. Heute gehört München zu den am schnellsten wachsenden Städten Deutschlands. Als Hotspot unter anderem für die Tech-Branche zieht die bayerische Hauptstadt Jahr für Jahr immer mehr Bürger an. Daher muss auch die U-Bahn entsprechend mitwachsen, um notwendigen Transportkapazitäten gerecht zu werden. – Eine Herausforderung.

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Quellen:

https://www.mvg.de/services/aktuelles/u50.html

https://www.trambahn.de/

https://www.u-bahn-muenchen.de/geschichte/baubeginn/

https://www.tz.de/muenchen/stadt/mvg-will-keine-oberleitungs-busse-in-muenchen-zr-8220524.html

https://www.mvg.de/ueber/das-unternehmen/zeitreise.html