Hochschulen sind als Inkubatoren fester Bestandteil der Gründerszene. Der Hochschulstandort München sticht hier heraus. Gleich zwei Münchner Hochschulen belegen zuverlässig seit 2012 den ersten und zweiten Platz im Gründungsradar des Stifterverbandes und der Heinz-Nixdorf-Stiftung im Ranking für Gründungsförderung. Eine davon ist die Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Wir stellen drei grüne Start-ups aus der Ideenschmiede der Hochschule vor.
Wirbel in der Röhre: Wasseraufbereitung durch Zyklone
Cyfract reinigt Wasser ohne Filteranlagen oder Chemie. Hierfür nutzt das Start-up das Prinzip der Cyclone-Flow-Fractionation: Die Fliehkräfte, die im rotierenden Zustand des Wassers in einer Röhre entstehen, drücken fremde Partikel nach außen. An den Rand der Röhre gedrängt, lassen sich die Partikel ausscheiden. Diese Methode zur Wasserreinigung wird auch Zyklonfilterung genannt. Staubsauger verwenden das Prinzip schon länger.
Neu ist hingegen, dass Wasser mit der Methode nun auch von Schwebstoffen befreit wird. Die eigens entwickelte Innengeometrie der Röhre erzeugt Strömungen an bestimmten Raumpunkten. So erfassen die Fluidkräfte auch Schwebstoffe, die sich aufgrund ihres geringen Gewichtes nicht mit Fliehkräften entfernen lassen. Dass die Idee funktioniert, haben Studierende der Hochschule München experimentell bewiesen. Die Methode ist umweltschonender als andere Wasseraufbereitungsmethoden, da sie weniger Energie benötigt.
Das Cyfract-System lässt sich einfach auf der ganzen Welt im 3-D- Druckverfahren herstellen. Das Start-up könnte Wasserknappheitsprobleme lösen, die sich in Zukunft aufgrund des Klimawandels häufen werden.
Eine App sorgt für Mobilität
Um die Unmengen an Methoden zur Fortbewegung in Städten zu nutzen, benötigen Verkehrsteilnehmer für jedes Fortbewegungsmittel eine eigene App. Sei es die App für den öffentlichen Personennahverkehr, E-Roller oder für Carsharing-Angebote. Da gestaltet sich die Fahrtplanung oft unübersichtlich und kompliziert.
Veomo integriert Informationen der verschiedenen Systeme in Echtzeit in ein einziges. Die Veomo Mobility Info lässt sich geräteübergreifend verwenden, egal ob an großen Anzeigen oder an mobilen Geräten.
Der Service wird derzeit in sieben großen deutschen Städten und in Wien angeboten. Um ihn zu nutzen, müssen Nutzer sich die Veomo-Box mieten. Sie fungiert als Basisstation und erlaubt es mehreren Nutzern, die Software mit verschiedenen Endgeräten zu verwenden. Die Software vereinfacht die Benutzung von alternativer Mobilität und sorgt für Überblick im Verkehrsdschungel.
Das vom Bundesministerium für Energie und Wirtschaft initiierte Programm Exist fördert das Projekt, das für Effizienz im Verkehr sorgt.
Ein Garten wie ein Labor
Urgrow hat ein hydroponisches Dochtsystem entwickelt. Es ermöglicht die effiziente und nachhaltige Aufzucht von Pflanzen zuhause.
Die Hydroponik gibt Pflanzen die Lebensbedingungen, die sie brauchen, um platzsparend und wartungsarm zu wachsen. In einem Dochtsystem hängen die Pflanzen über der Nährstofflösung, nur die Wurzel ist in die Flüssigkeit getaucht und nimmt so die benötigten Nährstoffe auf. Über den Pflanzen ist eine UV-Beleuchtung angebracht.
Diese Art der Aufzucht gilt als besonders nachhaltig und effektiv: Das System ist geschlossen, Wasser zirkuliert und geht nicht verloren. Zudem sind die Erträge deutlich höher als bei herkömmlichen Anbaumethoden. Die Pflanzen sind keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt, zudem beziehen sie ihre Nährstoffe direkt. Eine eigens entwickelte App informiert über den Wachstumsfortschritt und versorgt den Anwender mit Informationen über Anbau und Pflege.
Die Hydroponik hat gute Chancen, die Anbaumethode der Zukunft zu werden, denn der herkömmliche Anbau von Nutzpflanzen benötigt sehr viel Platz und schädigt Böden und Umwelt. Derzeit läuft ein Crowdfunding-Programm, um in Produktion gehen zu können.
Es nennt sich angewandte Wissenschaft
Wo geforscht wird, fallen Späne – wissenschaftliche Späne, Ideen also. Hochschulen sind eben auch Ideenschmieden. Dass die Hochschule München dabei so erfolgreich ist, liegt an ihrem breiten Fachspektrum und der praktischen Ausrichtung ihrer Studiengänge. In Projekten und Kooperationen mit Unternehmen und Institutionen werden Studierende gefordert und wachsen an Erfahrungen. Das Strascheg Center for Entrepreneurship der Hochschule München lässt Ideen keimen. Es hilft studentischen Gründern durch Förderung und bietet ein Netzwerk von Experten und Partnern sowie Bildungsangebote an. Vom Lernen allein wird keine Idee konkret, erst die Kombination aus Praxis und Theorie macht Ideen zu Produkten und Studierende zu Gründern.