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Warum nicht wie schon Märchenkönig Ludwig, auf einer Gondel durch die prächtigen Gemächer… nein Moment! durch die Städte schippern? Der bayerische Verkehrsminister und die Landeshauptstadt spielen mit dem Gedanken zu einem bahnbrechenden Nahverkehrskonzept – einer Seilbahn durch München!

Das neue Stuttgart 21?

Eine Seilbahn in München? Eine hervorragende Idee! Innovativ, sicher und kostengünstig. Ganz nach dem Motto: Öfter mal was Neues! Anstatt wie bisher in U- und S-Bahnen, quetschen sich in Zukunft 8.000 Fahrgäste pro Stunde in die moderne Seilbahn. Mit dem Unterschied, dass die Fahrgäste in einer Gondel 60 Meter über dem Boden baumeln. Zum Glück haben die Münchner noch ein bisschen Zeit sich umzustellen, denn die Deutschen besinnen sich bei vergleichbaren Großprojekten immer auf die weltweit bekannte bayerische Gemütlichkeit. Der Flughafen BER und Stuttgart 21 sind zwei Paradebeispiele, wie Projekte vorbildlich umgesetzt werden.

Verkaufsschlager: Das 35-Cent-Ticket

„Gerade in Ballungsräumen wird der Verkehr weiter stark zunehmen“, zu diesem brandneuen Ergebnis kam 2019 die Universität der Bundeswehr München. Auf diese Erkenntnis stützen sich die Befürworter, um die kostspielige und rechtlich umstrittene Seilbahn zu verkaufen. Kritiker hingegen stellen sich die Frage: Wie soll das ohrenbetäubend laute Verkehrsmittel in der Nacht betrieben werden, wenn ganz München schlafen will? Bekommen die von der Lautstärke geplagten und übernächtigten Bürger, die Ohrstöpsel gratis zum 35-Cent-Ticket?
Die Befürworter werben mit verlockenden Angeboten, wie für 10 Kilometer weniger als 30 Minuten und nicht mehr als 35-Cent pro Ticket. Im ersten Moment wirkt eine halbe Stunde für 10 Kilometer zwar beachtlich schnell. Doch das Lieblingsfortbewegungsmittel der Deutschen, das Auto, braucht für die gleiche Strecke, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50 km/h, nur eine viertel Stunde. Und auch ein 35-Cent-Ticket ist unrealistisch, wenn noch nicht mal, dass schon lange diskutierte, 1-Euro-Ticket eingeführt wurde.

Eine Gondelfahrt wie in Venedig

Aber vielleicht ist es irgendwann soweit und die Gondeln der Seilbahn schweben über unseren Köpfen. Bei dem Wort „Gondel“, mag so manch einer vielleicht auch an Venedig denken. Aber statt einer großartigen Aussicht auf die Architektur Venedigs, betrachten die Fahrgäste in Zukunft einfach die Gärten und Privathaushalte der Münchner Bürger. Das sanfte Schaukeln der Gondeln auf dem Wasser wird beibehalten, nur das Wasser durch luftige Höhen ersetzt. Und im Sommer, ist es auch bestimmt so heiß wie in Italien. Wenn dann noch italienische Musik aus den Lautsprechern kommt, ist das Gesamtpaket perfekt und die Fahrgäste fühlen sich wie in Venedig.

Eine Seilbahn in München: Die eierlegende Wollmilchsau

Freilich ist der Grundgedanke der bayerischen Seilbahn vorbildlich. Die Regierung strebt ein alternatives Verkehrsmittel an, das wenig kostet, die Umwelt entlastet, den öffentlichen Nahverkehr entzerrt und dem Zeitgeist Bayerns entspricht. Um es mit einer bayerischen Redewendung zu sagen, die Regierung sucht nach einer nah-verkehrspolitischen eierlegenden Wollmilchsau.

 

Quellen:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/verkehrskonzept-mit-der-schwebebahn-von-muenchen-nach-augsburg,RqpNpTn aufgerufen am 27.05.2020

https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Oeffentlicher-Personennahverkehr/Seilbahn.html aufgerufen am 27.05.2020

https://www.br.de/nachrichten/bayern/immer-mehr-kommunen-wollen-eine-seilbahn,RXrrO8a aufgerufen am 27.05.2020

https://www.br.de/nachrichten/bayern/dachau-prueft-seilbahn-nach-muenchen,RUfkZVm aufgerufen am 27.05.2020