Die Corona Pandemie hat die Welt immer noch fest im Griff. In Deutschland herrschen seit dem 21. März weitgehende Ausgangsbeschränkungen, die mitunter zur Folge haben, dass die Gastronomie fast stillsteht. Clubs, Kneipen und Bars mussten ihre Türen für Gäste schließen. “Zuhause bleiben” ist das Motto, doch die Lust zu feiern bleibt. So findet das Nachtleben nun im Netz statt.
Der Test
Getestet wurden die Websites „United We Stream“, kurz UWS und „Stay the Fuck Home bar“, kurz STFHB. Beide Websites wurden erst im März veröffentlicht. Der Testbericht fokussiert sich auf den Aufbau der Websites, die Atmosphäre und das Angebot. Damit wird überprüft, wo es am besten ist digital zu feiern.
Viel Bass durch wenig Klicks
Screenshot aus einem Livestream von UWS (Bildquelle: unitedwestream.berlin)
UWS ist eine Streaming Plattform, die die deutsche Clubszene ins Netz bringt. Die Website ist sehr einfach aufgebaut. Die Begrüßung erfolgt durch einen Infotext und mehrere runde Buttons. Die Buttons erhalten Verlinkungen zu Lieferdiensten, Merchandise Shops und zum Spenden. Durch einmaliges Scrollen erscheint ein Livestream, der vorerst stummgeschalten ist. Durch Klicken auf das Lautsprecher- Symbol wird der Ton angemacht. Falls aktuell kein Stream läuft, erscheint ein Timer, der die Zeit bis zum nächsten Event anzeigt. Außerdem befindet sich unter dem Video das Programm für die nächsten zwei bis drei Tage.
Party wie russisches Roulette
Screenshot aus der STFHB-Homepage (Bildquelle: staythefuckhome.bar)
STFHB wurde von einer Gruppe Designern aus St. Petersburg entwickelt, um das Nachtleben trotz Covid-19 weiterführen zu können. Es ist eine Bar in der Videokonferenzen stattfinden. Die Website ist komplexer als die UWS Website aufgebaut, da jede Bar in eine eigene digitale Umgebung führt. Begrüßt wird mit einem Logo in strahlenden Neonfarben. Leider ist nach der Begrüßung erst längeres Scrollen durch Infotexte erforderlich, um auf die Bar-Boulevard zu gelangen. Vertikal durch die Website zieht sich eine Fahrbahnmarkierung, von der aus sich links und rechts Bars erstrecken. Jede Bar hat ein eigenes Aushängeschild, was grell in Neonfarben pulsiert. Durch Betätigen der Schaltfläche „Enter“ öffnet sich eine Videokonferenz mit neun zufällig zugewiesenen Personen. Die Kamera und das Mikrofon können dabei ausbleiben, jedoch wird es so schwer sein zu kommunizieren.
Klassiker direkt ins Wohnzimmer
Diskotheken deutschlandweit können nun Livestreams für ihre Fans übertragen. Berühmte Berliner Clubs wie Tresor, Katerblau und Sisyphos, aber auch das Münchener Harry Klein streamen über UWS nun regelmäßig ihre Tracks. Abhängig von Club und DJ ist es mal fetziger Sound, mal Musik zum Entspannen. Alle Liveperformances werden sehr professionell produziert. Der Sound, unabhängig von dem Genre, ist Salbe für die Seele und zaubert sofort ein Lächeln ins Gesicht. Außerdem werden die Liveperformances mit Tanzeinlagen überblendet, so dass ein visuelles Erlebnis vorhanden ist.
Russische Gastfreundschaft auf Englisch
Die Zielgruppe der STFHB unterscheidet sich von der Zielgruppe von UWS. Dadurch, dass die Websitesprache Englisch ist, spricht die Bar weltweit Menschen jedes Alters an. In den unterschiedlichen Bars ist immer etwas los: mal Gespräche mit Amerikanern, die über das Gesundheitssystem klagen, mal mit Taiwanesen über die Erklärung des Wortes Ausgangsbeschränkung. Der Konsens: gemeinsam einsam.
Das Zufallsprinzip ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Um sich den Abend durch Betrunkene nicht versauen zu lassen, ist es ratsam, die Barbeschreibungen durchzulesen. Diese dienen der Orientierung und deuten auf das, was einen wohlmöglich in der Videokonferenz erwarten wird.
Musik, Getränke und Bildung
Nicht nur Musik, sondern auch Gesprächsrunden werden von UWS übertragen. Ein besonderes Merkmal stellt die Möglichkeit dar, Getränke nach Hause zu bestellen. Allerdings operiert der Lieferant vorerst nur in Berlin.
Aktuell werden über 20 Clubs auf der Website angezeigt, die nach dem Zeitplan Musik streamen. In Zukunft sollen noch mehr Clubs auf der Website zu finden sein. Neben Musik und Gesprächsrunden, werden auch Vorträge und Filme rund um die Clubkultur gestreamt.
Stand-Up, TED und Alkohol
Die STFHB bietet als Veranstaltungen Comedyshows sowie Gesprächsrunden in Form von TED Talks an. Auf die kommenden Veranstaltungen weist ein digitaler Zeitplan auf der Website hin. Die meisten Events sind kostenfrei, für manche wird ein Eintrittspreis von 250 Rubel (3,11 Euro) gefordert.
Das Hauptangebot sind die 16 unterschiedlichen Bars, in denen durch Zufallsprinzip Videokonferenzen stattfinden.
Icon aus der Webseite von der STFHB weist auf die gelebte Mentalität des Dienstes hin. (Bildquelle: staythefuckhome.bar)
Wo steigt die bessere Party?
Feiern lässt sich auf beiden Websites gut. Das Problem von „United We Stream“ ist, dass diese nicht rund um die Uhr operiert. Der strickte Zeitplan der Livestreams erschwert die Flexibilität. Dieses Problem gibt es bei der „Stay the Fuck Home bar“ nicht, jedoch auch keine Musik.
Für das optimale Ergebnis empfiehlt es sich, einfach beide Websites zum Feiern zu benutzen.
