Wird es in Zukunft noch Tote geben?
Allerheiligen ist uns allen bekannt. Es ist das Fest, an dem die Menschen, nach christlichem Brauch, auf den Friedhof gehen um ihre verstorbenen Verwandten zu besuchen. Doch wird dieser Brauch in Zukunft noch genauso gelebt werden? Denn laut neusten Forschungen im Gebiet Neurowissenschaft wird es bald möglich sein, das Bewusstsein eines Menschen auf eine Festplatte zu laden und somit Unsterblichkeit zu erlangen. Diese Vision nennt man Neo-Humanity. Doch ist das wirklich so umsetzbar? Und wie ist das mit der Ethik und der Moral der Menschheit vereinbar?
Mögliche Umsetzung der Neo-Humanity
Zunächst einmal klingt die Aussicht auf ewiges Leben durchaus verlockend. Laut Studien der Neurowissenschaft ist es 2045 möglich, das Bewusstsein eines Menschen auf einer Festplatte zu verewigen. Das soll in Form des Inhaltes des menschlichen Gehirns geschehen. Allerdings ist die Seele eines Menschen etwas, das der menschliche Verstand noch nicht analysieren und somit kontrollieren kann. So kann man zwar das Gedankengut in einen Cyborg, ein Wesen, das halb menschlich und halb Maschine ist, verpflanzen. Genau so kann man diesen auch programmieren, dass er Verhaltensweisen der verstorbenen Person annimmt. Jedoch bleibt er „leer“, er besitzt keine Seele. Für den Verstorbenen ist kein „Leben nach dem Tod“ möglich und für die Angehörigen weiterhin ein Gedenken nötig.
Doch nicht nur der Tod und Krankheiten sollen durch das Lösen vom biologischen Leben umgangen werden. Auch die Evolution wird kontrollierbar. Denn durch das Ende der erdbezogenen Existenz brauchen wir eine neue Ethik und eine neue Ideologie, sagt der Visionär Dmirty Itskov. Biologische Evolution wird durch kybernetische Evolution ersetzt, erklärt er.[1]
Herausforderungen der Neo-Humanity
Zwar soll der Neo-Human frei von biologischen Schwächen wie Krankheit oder körperlichem Verfall sein, aber auch die Fortpflanzung wird durch diese neue Stufe der Evolution beeinflusst. Neo-Humans brauchen keine Sexualität um sich fortzupflanzen. Und kann ein Neo-Human für seine Taten verantwortlich gemacht werden? Oder sollte man hier denjenigen belangen, von dem das Gedankengut stammt, das in den Cyborg verpflanzt wurde? Das sind nur einige ethische Fragen, die das Thema Neo-Humanity mit sich bringt.
Neue Ethik der Neo-Humaity
Diese Ethik ist jedoch schwer zu entwickeln und durchzusetzten. Allein schon Filme wie „I Robot“[2] oder die Serie „Humans“[3] greifen das Thema Cyborgs auf und üben starke Kritik daran. Ein Roboter bleibt eine Maschine. Zwar ist es heute schon möglich, „Ersatzteile“ für Menschen mechanisch herzustellen und diese mit dem menschlichen Körper zu verbinden. Doch das macht ihn zum Cyborg, nicht zum Neo-Human. Der größte Unterschied hierbei besteht darin, dass es ein Mensch mit Bewusstsein und Seele ist, der mit „Ersatzteilen“ ausgestattet wird. Bei Neo-Humanity wird menschliches Bewusstsein in eine Maschine übertragen. Doch das, was man im Grunde ist, sei es Mensch oder Maschine, lässt sich nun einmal nicht ändern.
Neo-Humanity ist grundsätzlich möglich umzusetzten, aber der Tod lässt sich damit aber nicht besiegen. Der dabei erstellte Cyborg wäre nur eine Kopie. Das ewige Leben bleibt weiterhin eine Utopie. Solange die Seele sich der menschlichen Analyse entzieht, werden wir weiterhin Allerheiligen feiern.
[1] Itskov, Dmitry: „Cybernetische Evolution – Milliadär will Bewusstsein auf Maschine übertragen“ (27.08.2018), sein. de (https://www.sein.de/cybernetische-evolution-milliardaer-will-bewusstsein-auf-maschinen-uebertragen/ ) – Aufrufedatum: 31.10.2018