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E-Scooter haben sich seit ihrer Zulassung im Sommer 2019 auf den deutschen Straßen etabliert. Um sich weiterhin auf dem Markt zu beweisen, entwickeln Sharing-Anbieter neue Angebote. Der Anbieter VOI testet den Einsatz von künstlicher Intelligenz an E-Scootern. TIER Mobility stattet seine E-Scooter mit smarten Helm-Boxen aus. Nutzer sollen in Zukunft Akkus selbst austauschen. Sind die Neuerungen im deutschen Straßenverkehr brauchbar? Wir haben die Ideen der Anbieter genauer betrachtet.

Sicherheit durch Fernsteuerung

Seit Anfang 2020 erfasst die Polizei in Deutschland Unfälle mit E-Scootern. Von Januar bis März 2020 registrierte die Verkehrsüberwachung rund 250 Unfälle. Für Verkehrsteilnehmer Grund genug, die beliebten Kleinstfahrzeuge mit Skepsis zu betrachten.

Der skandinavische Anbieter VOI kündigte im November 2020 an, für mehr Sicherheit im Straßenverkehr KI an seinen Scootern zu testen. Das irische Start-Up „Luna“, das hinter dieser Technologie steckt, stattet die Scooter mit Kameras aus. Diese sollen Fahrwege, Menschen und andere Hindernisse erkennen und die Fahrer vor möglichen Gefahren warnen. VOIs internationale Kommunikationschefin Kristina Hunter Nilsson erklärt im Gespräch mit Oiger: „Selbst ein sicheres, automatisches Abschalten des Fahrzeugs bei entsprechender Gefahrenlage durch uns als Betreiber ist technisch möglich.“

In der Automobilbranche sind Ortungstechnologien nicht neu. Neben der Umgebungserkennung ermöglicht die Technologie von Luna nun auch für E-Scooter eine präzise Ortung. Mithilfe dieser Funktion möchte der Anbieter kontrollieren, ob Nutzer die Parkzonen einhalten und die Scooter ordnungsgemäß abstellen.

Spontan und smart durch die Stadt cruisen

Der Bus verspätet sich und wir müssen trotzdem die nächste Bahn erwischen. Gut, dass wir auf Alternativen, wie beispielsweise E-Scooter, zurückgreifen können. Doch auf spontane Fahrten sind wir oft nicht vorbereitet, kennen die Strecken nicht und haben keinen Helm dabei. Einen Helm zu tragen ist zwar nicht vorgeschrieben, aber bei E-Scooter-Unfällen sind vor allem Kopfverletzungen häufig.

Um dieses Risiko zu reduzieren, führte der Anbieter TIER Mobility im Sommer 2020 erstmals eine integrierte Helm-Box an seinen Scootern ein. Die Box mit faltbarem Helm ist im oberen Bereich an der Lenkstange befestigt. Der Helm kann bei Buchung der Fahrt in der App kostenlos freigeschaltet werden. Die Idee der smarten Helm-Box hat sich der Anbieter patentieren lassen und bietet sie in Zukunft auch anderen Sharing-Anbieter zum Kauf an.

Austauschbare Akkus für mehr Nachhaltigkeit

E-Scooter sollen die Elektromobilität steigern und idealerweise Auto- oder Motorradfahrten ersetzen. In Deutschland gibt es jedoch noch keine aussagekräftigen Studien zur Nutzung von E-Scootern. Daher ist noch fraglich, ob Nutzer sich tatsächlich öfter für einen E-Scooter entscheiden und somit die durch Autos verursachten CO2-Emissionen und Schadstoffe reduzieren.

Was unternehmen Anbieter für mehr Nachhaltigkeit in der Branche? Viele Sharing-Anbieter verpflichten sich selbst, ihre E-Scooter umweltfreundlicher anzubieten. Dazu zählen auch austauschbare Akkus. TIER Mobility gab bekannt, ab September 2020 ein Akku-Wechsel-System zu testen. Passend dazu präsentierte das Unternehmen ein Modell, das Platz für bis zu vier Batterien hat. Wenn die Ladung zu Neige geht, wechseln die Nutzer die Batterien selbst aus und geben sie bei Ladestationen in der Umgebung ab. Dafür erhalten Nutzer eine Gutschrift. So wird laut TIER „ein Großteil des zusätzlichen Verkehrs, der bisher mit dem Betreiben von E-Scooter-Flotten verbunden war, beseitigt und die Kosten für das Aufladen der Flotten währenddessen ebenfalls stark reduziert“.

Klare Statements der Anbieter

Mehr Sicherheit im Straßenverkehr und reduzierter CO2-Ausstoß durch weniger Autofahrten: Die beiden Sharing-Anbieter TIER Mobility und VOI setzen mit ihren Innovationen klare Statements für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit. Die Ideen der Anbieter klingen unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Probleme sehr vielversprechend. Ob sich die Innovationen durchsetzen und so tatsächlich weniger Unfälle mit Kopfverletzungen stattfinden, wird sich in Zukunft zeigen.

 

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Quellen:

Pressemitteilung Tier Mai 2020

Pressemitteilung Tier August 2020

Pressemitteilung VOI November 2020